Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum! – Tommaso Campanella
Dieses Zitat könnte nicht treffender sein. Auch ich wollte Autorin werden und habe mir diesen Traum vom Schreiben im Selfpublishing erfüllt, aber es gab Höhen und Tiefen. Ich war kurz davor, aufzugeben, als meine Erwartungen und Träume mit der harten Realität aufeinander trafen und einiges hätte ich gern vorher gewusst. Zum Beispiel die Tatsache, dass das erste Buch nur bei wenigen Autoren die Kosten decken wird.
Heute möchte ich ein bisschen Licht ins Dunkel bringen und aufdecken, was ich am Anfang gern gewusst hätte.
Inhaltsverzeichnis
Das erste Buch im Selfpublishing macht dich nicht reich
Als ich begann, das Schreiben ernsthaft anzugehen, träumte ich natürlich davon, damit auch etwas zu verdienen. Vom Schreiben leben, so heißt nicht nur der markante Werbeslogan und die Webseite von Annika Bühnemann.
Natürlich dachte ich nicht, dass der große Reichtum über mich hereinbrechen würde, aber zumindest ein kleiner Zuschuss für die Haushaltskasse wäre schön. Immerhin sitzt man, von der ersten Idee bis zur letzten Korrektur, viele Stunden an einem Roman. Von den Ausgaben, die im Selfpublishing entstehen, will ich gar nicht erst sprechen, denn auch hier tappte ich anfangs im Dunkel. Aber wie es so ist, man glaubt den Versprechungen der vielen Coaches, die letztlich oft auch nur ihr Schreiben gegenfinanzieren. Fassen wir es zusammen: Ich war naiv!
Weder macht einen das erste Buch reich oder berühmt, noch kann man von einem relevanten Stundenlohn ausgehen. Tatsache ist, dass viele Schreibende sogar große Mühe haben, überhaupt schwarze Zahlen zu schreiben. Bücher zu veröffentlichen, kann ein verdammt teures Hobby werden.
Trotzdem ist es wichtig, seine Träume nicht aufzugeben. Wenn du Menschen erreichen, ihre Herzen mit deinen Geschichten berühren willst, wenn du ein Thema hast, für das du brennst, dann wäre es doch schade, es nicht wenigstens zu versuchen.
Es ist hart und jeden Tag erscheinen unzählige neue Bücher. Dabei überhaupt Sichtbarkeit zu erreichen, ist verdammt schwer. Es ist die größte Hürde überhaupt, sehen wir mal davon ab, dass allein ein Buch zu schreiben schon eine große Herausforderung ist. Sichtbarkeit ist dein größter Feind, deine größte Herausforderung und dein bester Freund, wenn du sie je erreicht hast.
In jedes neue Unternehmen muss man am Anfang Zeit und Geld stecken, bevor es profitabel wird. Eigentlich ist es beim Schreiben nicht anders. Man investiert zu Beginn. In Kurse, in Fachbücher, in Coachings, Lektorate und Coverdesign. Vor allem aber geht verdammt viel Zeit dabei drauf. Und dann ist es für die meisten Schreibenden mit einem Buch nicht getan.
Das Zauberwort ist deine Backlist. Mit jeder neuen Veröffentlichung hast du die Chance, neue Leser zu gewinnen, die, wenn es ihnen gefallen hat, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch deine anderen Bücher lesen werden. Von 8 bis 10 Büchern höre ich an dieser Stelle. Das kann beim einen mehr oder auch weniger sein. Nicht jedes Buch wird sich gleich gut verkaufen. Es werden echte Flops dabei sein und viele resignieren dann.
Aber glaubst du wirklich an grenzenloses und stetiges Wachstum? Oder glaubst du, dass es in allem, was wir tun, eine Art Wellenbewegung gibt? Mal geben wir, mal nehmen wir. Mal fühlen wir uns erschöpft, dann wieder voller Energie. Wir sprühen vor Ideen und grübeln am nächsten Tag über einer Szene, ohne dass uns eine Lösung einfallen will. Es ist wie mit den Jahreszeiten – es gibt Phasen der Ruhe und Phasen des Wachstums. Mit Büchern erscheint es mir nicht anders.
Teure Schreibkurse, um Autor zu werden – geht es auch ohne?
Du möchtest deine Schreibfähigkeiten verbessern und fragst dich, ob teure Schreibkurse die Antwort sind? Das ist sehr individuell und hängt letztlich auch von deinem Budget ab.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sie nicht unbedingt notwendig sind. Ja, auch ich habe Kurse belegt. Eine einjährige Ausbildung, diverse Online-Kurse und Workshops. Ich habe viel gelernt und sie waren wertvoll. Sie haben mir geholfen, besser zu werden und vor allem dranzubleiben. Ich glaube, wenn ich immer nur in meinem Kämmerchen geblieben und geschrieben hätte, hätte ich irgendwann das Interesse verloren. Denn es kommt immer der Moment, an dem es schwierig wird. Plötzlich weiß man nicht, wie die Geschichte weitergehen soll. Die Figuren machen, was sie wollen und überhaupt hat man keine Ahnung, ob das alles überhaupt brauchbar ist. Dann tut es gut, jemanden zu haben, an den man sich wenden kann. Den man mit seinen brennenden Fragen löchern kann und der einen aufbaut, der an einen glaubt.
Was in der Autorenausbildung besonders schön war: Es bildeten sich kleine Schreibgruppen und ich hatte nicht das Gefühl, völlig allein und verloren zu sein. Auch die anderen haderten, hatten Schwierigkeiten und wir konnten uns gegenseitig motivieren. Es gab regelmäßig Hausaufgaben, die halfen, dranzubleiben und regelmäßiges Feedback. Aber die Kurse waren teuer und auch die Gemeinschaft der angehenden Autoren hat sich irgendwann zerschlagen. Viele haben bis heute kein Buch veröffentlicht, was ich wirklich schade finde.
Wenn dein Budget nicht reicht und du den unbedingten Willen hast zu lernen. Wenn du dranbleiben kannst, auch wenn es einmal schwierig wird, dann gibt es andere, kostengünstige und sogar kostenlose Möglichkeiten, deine Fähigkeiten zu entwickeln.
Lies Schreibratgeber. Es gibt inzwischen unglaublich viele auf dem Markt. Meine Empfehlungen findest du hier.
Auch Schreibgruppen sind eine großartige Alternative, die oft übersehen wird. Sie bieten eine unterstützende Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die sich gegenseitig konstruktives Feedback geben. Nur mit Rückmeldungen kannst du dich verbessern. Vergiss also die Idee, dass es ausreicht, ein paar Bücher übers Schreiben zu lesen. Das Beste? Viele Schreibgruppen sind kostenlos oder erfordern nur einen geringen Beitrag. Online-Foren, soziale Medien und lokale Veranstaltungen können dir ebenfalls helfen, dich mit anderen Autorinnen vernetzen, und deine Fähigkeiten zu verbessern.
Auch Testleser sind eine prima Möglichkeit, zu überprüfen, ob du auf der richtigen Spur bist. Auf Facebook gibt es Gruppen, in denen man nach Testlesern suchen kann. Mit Hilfe von Testlesern kannst du deine Texte völlig kostenlos überprüfen, bevor du dein Manuskript ins Lektorat gibst. Sehr erfahrene Autoren verzichten manchmal auf das Lektorat, sofern sie im Selfpublishing veröffentlichen. Ich möchte diesen Weg nicht unbedingt empfehlen. Es gehört viel Erfahrung dazu, hervorragende Testleser und die Bereitschaft, sich mit vielen, auch unterschiedlichen Meinungen, auseinanderzusetzen.
Ein Lektor gibt immer begründetes Feedback. Testleser können nur selten begründen, warum sie ein Dialog langweilt oder eine Stelle holprig zu lesen ist. Auch werden von Testlesern kaum Vorschläge gemacht, um die problematischen Passagen zu verbessern.
Wie teuer wird die Veröffentlichung im Selfpublishing?
Wenn du es richtig machen willst, wird es teuer und du musst einige finanzielle Überlegungen anstellen. Wie teuer, war mir bei meinem ersten Buch nicht wirklich klar und vor allem nicht, an welcher Stelle man Geld einsparen kann.
Lektorat und Korrekturlesen:
Die Qualität deines Buches steht und fällt mit einer gründlichen Überarbeitung. Hier kommt das Lektorat ins Spiel, welches dein Manuskript auf Inhalt und Stil überprüft und verfeinert. Ein professionelles Lektorat kostet in der Regel rund 6 € pro Normseite. Ein Tipp: Es gibt junge Lektoren, die ihre Dienste zu einem günstigeren Preis anbieten. Sie sind nicht unbedingt schlechter. Recherchiere und finde die beste Option für dein Budget.
Ist ein Germanistikstudium ein gutes Indiz für einen guten Lektor? Nein, nicht unbedingt. Das sagen sogar Germanisten, denn Lektorieren gehört nicht zum Studieninhalt. Es ist jedoch eine gute Grundlage. Ein Germanist hat allein durch das Studium viel gelesen und verfügt über sehr gute sprachliche Fähigkeiten. Da der Begriff des Lektors nicht geschützt ist und sich jeder Lektor oder Lektorin nennen kann, sollte ein Zertifikat, zum Beispiel von der Akademie der deutschen Medien, vorgewiesen werden können. Gern kannst du dich auch an mich wenden, denn ich bin zertifizierte, freie Lektorin.
Ein Lektorat ist übrigens kein Korrektorat und sollte von einer zweiten Person übernommen werden, denn auch ein Lektor wird mit der Zeit betriebsblind. Die Preise liegen hier bei ca. 2 € pro Normseite. Vielleicht hast du aber auch jemanden, der wirklich fit in Rechtschreibung ist?
Cover-Design:
Vergiss das Sprichwort „Don’t judge a book by its cover“. Ein ansprechendes Cover ist dein 1. Verkaufsargument. Es zieht die Aufmerksamkeit der Leser:innen auf dein Buch. Wenn es gut ist. Wenn nicht, dann lesen sie nicht einmal den Klappentext! Du kannst Geld sparen, indem du Premade-Cover in Betracht ziehst, die bereits professionell gestaltet sind und angepasst werden können. Ein Cover für dein E-Book bekommst du oft schon für 70 € bis 100 €. Für die Printausgabe musst du in der Regel noch mal etwas extra zahlen.
Übrigens solltest du ganz genau hinschauen, welche Rechte du damit erwirbst. Im Zweifel frage deinen Designer. Es ist nicht bei allen Designern erlaubt, das Cover anschließend auf Merchandise wie Postkarten oder Lesezeichen zu drucken.
Bis vor Kurzem habe ich dringend davon abgeraten, das Cover selbst zu gestalten. Ich habe wirklich furchtbare Fotomontagen gesehen, in denen eine ausgeschnittene Figur vor ein Landschaftsbild geklatscht wurde. Harte Übergänge, die Schrift verschwand in der Textur des Hintergrundes …
Wenn du aber wirklich Lust darauf hast und dich mit Grafikprogrammen wie Affinity auskennst, weißt, wie gute Cover in deinem Genre aussehen sollten, dann probiere dich aus. Auch mit Canva gibt es inzwischen wirklich gute Möglichkeiten, ein eigenes Cover zu designen. In Autorengruppen kannst du nach der Meinung von Kolleg:innen fragen, was wirklich hilfreich ist. Denn auch hier gilt: Man wird betriebsblind.
Werbung und Marketing:
Jetzt geht es um Sichtbarkeit. Dein Buch mag großartig sein, aber wenn niemand davon weiß, wird es schwer, Leser:innen anzulocken. Und ganz ehrlich, bei 70.000 Neuveröffentlichungen im Jahr (allein von Verlagen) ist die Konkurrenz unglaublich hoch. Wenn niemand dein Buch sieht, wird es leider auch niemand kaufen.
Zuerst solltest du dir Buchblogger suchen. Die finden sich über Seiten wie storrie oder durch einen Aufruf auf Instagram.
Auch wenn Lovelybooks gerade sein Programm zu Ungunsten von Selfpublishern geändert hat und Leserunden zukünftig kostenpflichtig sind, lohnt es sich, Alternativen zu suchen. Leserunden sind eine ganz wunderbare Möglichkeit, mit seinen Lesern in direkten Austausch zu gehen, Rückmeldung zu bekommen und Rezensionen für Verkaufsplattformen zu sammeln.
Erstelle eine ansprechende Website oder Blog und nutze soziale Medien, um deine Leserschaft aufzubauen. Es muss nicht perfekt sein. Fang einfach an. Auch Marketing ist ein Bereich, in dem du viel lernen wirst und in dem du wachsen und dazulernen darfst.
Nutze Möglichkeiten wie A+ Inhalte bei Amazon, falls du dort deine Bücher anbieten willst oder alternative Angebot bei deiner Verkaufsplattform. Sprich über dein Buch und seine Inhalte und zeige es immer wieder. Es kann sich lohnen, Werbung auf Seiten wie Buchdeals zu buchen oder Amazon Ads zu schalten.
Denke daran, dass es ein langfristiger Prozess ist, bis du eine Fanbase aufgebaut hast. Also sei geduldig und kreativ.
Und du kannst nie früh genug damit anfangen. Ich selbst habe mich lange nicht getraut, in die Sichtbarkeit zu gehen und bin erst kurz vor der Veröffentlichung meines Debütromans an die Öffentlichkeit gegangen. Viel zu spät!
Einstellgebühren bei Distributoren:
Wahrscheinlich willst du nicht gleich einen eigenen Verlag gründen (kostet übrigens auch Geld). Dann kommen Dienstleister wie Tolino, Amazon KDP, Epubli oder Bod ins Spiel. Informiere dich gut. Manche Dienstleister verlangen Exklusivität. Erkundige dich über Gebühren, Kosten für Autorenexemplare (die wirst du für Blogger, Messen und Gewinnspiele brauchen) und Vertragslaufzeiten. Auch wichtig: Trotz der größten Sorgfalt werden sich Fehler ins Buch einschleichen, die du später vielleicht korrigieren willst. Informiere dich, ob dein Dienstleister dafür extra Gebühren verlangt.
Auch ein Auflagendruck ist eine Option. Damit kannst du sehr kostengünstig produzieren. Du kannst deine Bücher in deinem eigenen Shop verkaufen und Buchhandlungen anbieten. Für Messen und Leserunden hast du auf jeden Fall Prints zu einem geringen Selbstkostenpreis, aber in einer hohen Qualität an der Hand. Auch die gerade so angesagten Verschönerungen, wie Foliendruck und Farbschnitte, lassen sich so realisieren. Hier trägst du aber das Risiko, dass du auf den Büchern sitzen bleibst.
Einen Keller voller unverkaufter Bücher finde ich nicht gerade prickelnd. Einige Autoren gehen den Weg über Nova MD, aber auch da gibt es Laufzeiten und nach Ablauf kommen plötzlich palettenweise Prints zurück an die armen Autoren, die dann zusehen müssen, wie sie die mit möglichst geringem wirtschaftlichem Schaden loswerden.
Setze dir am besten ein Budget und plane sorgfältig, damit du deine Traumgeschichte erfolgreich und finanziell verantwortungsvoll veröffentlichen kannst. Mit ein wenig Planung und Kreativität kannst auch du im Selfpublishing erfolgreich sein und deine Leser berühren!