Warum dauert das eigentlich so lange, ein Buch zu schreiben? Theoretisch ist es ja gar nicht so schwer. Man muss sich nur jeden Tag an sein Manuskript setzen und schreiben. Und schließlich gibt es auch Vielschreiber und Schreiberinnen, die drei oder vier Romane im Jahr schreiben und veröffentlichen. Im Selfpublishing geht das. Das Verlagswesen funktioniert anders.
Um offen zu sein, ich möchte gar nicht so viel und schnell schreiben. Zum einen habe ich Angst, dass ich mich leer schreiben könnte. Dass mir die Ideen ausgehen. Zum anderen ist mein Leben so bunt und vielfältig, dass ich anfangen müsste, an anderen Stellen kräftig zu kürzen. Trotzdem habe ich mir für Anfang 2024 vorgenommen, 2 Bücher plus eine Kurzgeschichte zu schreiben. Ob das so klappt?
Inhaltsverzeichnis
Planung ist alles – Ich rechne mir aus, wie lange es dauert, das Buch zu schreiben.
Wenn sich in meinem Kopf eine neue Geschichte formt, versuche ich diese Gedanken in eine Struktur zu bringen. Man nennt das auch Plotten und es gibt verschiedene Methoden, wie man das macht. Aber darum soll es hier nicht gehen. Ich überlege, welche Figuren in der Geschichte vorkommen, um welches Thema es gehen soll und oft habe ich schon bestimmte Szenen im Kopf, die unbedingt vorkommen sollen.
Diese Szenen schreibe ich auf Karteikarten oder halte sie in einem Notizbuch fest. Nach und nach ergänze ich die Szenen, bis ich eine ungefähre Zusammenfassung meiner Geschichte habe. Damit kann ich abschätzen, wie umfangreich das Buch wird. Für den noch namenlosen 3. Band der Schwarzwaldreihe habe ich ± 85.000 Wörter angepeilt. Das sind etwa 350 Buchseiten.
Was dann folgt, ist ein bisschen Mathematik. Wenn ich in 2 Monaten mit der ersten Fassung fertig sein will und an den Wochenenden Schreibpausen einlege, dann kommen wir auf ungefähr 44 Schreibtage.
85.000 Wörter ÷ 44 = 1932 Wörter am Tag.
Das ist ziemlich viel. Zwar schaffe ich es, 1.000 Wörter in der Stunde zu schreiben, allerdings muss ich dann schon ziemlich genau wissen, was ich schreiben will. Wenn ich erst noch überlegen muss, wie ich die angedachte Szene nun ausgestalte, dauert es auch entsprechend länger.
Okay, ich habe nach den 44 Tagen noch ein fertiges Buch, aber zumindest einen Anfang, mit dem ich weiter arbeiten kann. Und dann wird es erst so richtig spannend!
Denn erstens kommt es anders und zweitens als die Autorin denkt!
In der Theorie funktioniert das alles ganz wunderbar. Anfang April zog ich motiviert meinen ersten Entwurf für den 3. Band der Reihe aus der Schublade. 15.000 Wörter fehlten noch, um ein paar fehlende Kapitel zu ergänzen. Zusätzlich wollte ich schon mal mit der 1. großen Überarbeitung beginnen. Sportlich, aber machbar.
Was ich nicht berücksichtigt hatte, waren die kleinen und großen Stolpersteine, die uns das Leben zwischen die Beine wirft. Krankheiten, Arzttermine, Meetings, Fortbildungen … dann kommt noch ein Kundenauftrag dazwischen und hoppla – reicht die Zeit vorn und hinten nicht.
Ganz davon abgesehen, dass Geschichten manchmal nicht so funktionieren, wie sich die Autorin das auf dem Reißbrett vorgestellt hat.
Genau das ist mir mit Mag und Jonas passiert. Eigentlich sollte Mag im Verlauf der Geschichte ein kleines Wollgeschäft übernehmen und Strickkurse organisieren. Ich mag die Idee noch immer, aber es knirschte im Getriebe der Plot-Maschine. Wie Jonas da reinpassen sollte, der von Kiel in den Schwarzwald gereist war, wollte sich nicht schlüssig erklären.
Bis mir eine liebe Kollegin einen klugen Rat gab. Eigentlich war es nur ein Wort: „Rehaklinik“. Eine schlaflose Nacht später warf ich die ganze Struktur um. Viele Szenen wurden gelöscht, ebenso viel wurde neu geschrieben, aber die anvisierten 15.000 Wörter im April rücken in weite Ferne. 10 Schritte vor und 9 zurück. Erinnert doch irgendwie an Sisyphus.
Und jetzt?
Jetzt könnte ich mich natürlich schrecklich ärgern. Ich könnte verzweifeln und mir einreden, dass ich es nicht schaffe. Dass dieses Buch vielleicht nie fertig wird und ich es besser gleich lasse. Aber dann wäre die ganze Vorarbeit auch verloren und das wäre wirklich schade. Einige Kapitel können ja auch fast genau so bleiben, wie sie sind.
Ich könnte mich auch mit Kolleginnen vergleichen, die ein wesentlich höheres Veröffentlichungstempo haben. Haben die diese Probleme nicht? Aber würde ich mich damit besser fühlen? Ziemlich sicher nicht. Die Selbstzweifel würden mich wieder überfallen und das Impostersyndrom würde mir auf die Schulter klopfen und hämisch grinsen.
Manchmal hilft es nur, die Dinge zu akzeptieren und am Ende muss man sich natürlich durchbeißen. Und irgendwie gibt es bei jedem Buch einen Punkt, wo es schwierig wird. Ich hatte das noch nicht kommuniziert, aber meinen insgeheim anvisierten Veröffentlichungstermin im Sommer werde ich nicht einhalten können. Leider. Das ist traurig, aber wenn die Geschichte durch die Maßnahmen gewinnt, ist es das wert und dann kommt sie vielleicht sogar erst 2025. Denn nach dem Schreiben kommt die Überarbeitung und danach noch das Lektorat. Das alles braucht seine Zeit.
Herzlichst Deine