Wow! Wir verzieren unsere Bücher!
Und ich gestehe: Auch ich finde farbige Buchschnitte wunderschön. Sie sind ein echter Hingucker, ein optisches Highlight – und ja, ich bleibe auch eher bei einem Buch mit Farbschnitt stehen als bei einem ohne.
Was vor wenigen Jahren noch Verlagen vorbehalten war, hat inzwischen auch die Welt des Selfpublishing erreicht. Farbenfrohe Buchschnitte, Gold- oder Foliendruck, sogar Fräsungen – eine wahre Welle an aufwendig gestalteten Schmuckausgaben schwappt über den Buchmarkt. Und ganz ehrlich: Der Druck, da mitzumachen, ist groß. Denn wer keine Sichtbarkeit hat, verkauft keine Bücher. So einfach – und so hart – ist das manchmal.
Trotzdem wird es von mir aktuell keine Farbschnittauflage geben. Warum? Ich möchte dir meine ganz persönlichen Gründe dafür mitgeben – ganz offen, ehrlich und mit großem Respekt für alle, die sich anders entscheiden.
Inhaltsverzeichnis
Wirtschaftlichkeit: Auflagendruck als Stolperfalle
Farbschnitte lohnen sich bisher nur bei größeren Auflagen. Das heißt: Ich müsste 100 oder 200 Bücher drucken lassen, damit sich die Kosten pro Exemplar rechnen. Und dann stellt sich direkt die nächste Frage:
Wohin mit all den Büchern? Büro, unters Dach, im Keller? Möchte ich wirklich in einem Lagerhaus wohnen? Möchte ich Bücher mit einem Warenwert von mehreren hundert Euro in irgendeiner Ecke verstauben lassen?
Hohe Vorabkosten – ein Risiko
Ein professionelles Buch kostet in der Herstellung ohnehin schon viel: Lektorat, Korrektorat, Coverdesign, Buchsatz … da ist ein vierstelliger Betrag schnell erreicht. Kommt dann noch ein Farbschnitt hinzu, steigen die Kosten erheblich. Und was passiert, wenn sich diese Exemplare nicht verkaufen? Dann liegt da buchstäblich teures Heizmaterial in Kisten im Büro. Ein unternehmerisches Risiko, das man sich gut überlegen sollte.
Der Verkauf
Bücher mit Farbschnitt bekommen Selfpublisher kaum in die Buchhandlung – ohnehin ist das sehr schwer, aber in diesem Fall zusätzlich ärgerlich, denn denn der Farbschnitt kommt auf Fotos im Internet gar nicht so wirklich rüber und der Effekt, daran „hängenzubleiben“, verpufft natürlich.
Also werden diese Bücher direkt verkauft – zum Beispiel auf Messen. Das klingt toll, ist aber mit großem Aufwand verbunden: Fahrtkosten, Standmiete, Werbematerial, Organisation, eventuelle Übernachtungskosten.
Natürlich kann man Bücher auch direkt bei mir bestellen, nur wird diese Möglichkeit viel zu selten genutzt. Ohnehin greifen die meisten meiner Leserinnen lieber zum E-Book – bequem, schnell, günstig.
Nachhaltigkeit
Nachhaltig wird das Ganze erst, wenn die Bücher tatsächlich verkauft werden. Meine Leserinnen lesen aber überwiegend E-Books. Das kann ich anhand der Verkaufszahlen ja nachvollziehen. Mit Print-on-Demand werden Papierbücher nur dann hergestellt, wenn sie wirklich bestellt werden. Das geht sehr schnell und über Nacht und spart Papier und Lagerfläche. Ich finde, das ist tatsächlich auch ein wichtiger Punkt, wenn wir mal über Ressourcen nachdenken wollen. Du kennst bestimmt die Ramschtische mit Mängelexemplaren. Wusstest du, dass das im eigentlichen Sinne keine Bücher mit Lagerschäden sind, sondern die einfach nur die Lager verstopfen, weil sie zu viel produziert worden sind?
Farbschnitt = Erfolg?
Viele Schreibende haben Schwierigkeiten, ihre Bücher überhaupt zu verkaufen. Es ist ein ständiger Kampf um Sichtbarkeit. Die Kosten für ein Lektorat, Korrektorat und Coverdesign sind hoch. Da kommen auch ohne Farbschnitt schnell vierstellige Summen zusammen. Ich frage mich, ob es Sinn macht, sich noch weiter in Unkosten zu stürzen, wenn die Verkäufe ohnehin schon schleppend sind. Jede/r muss das natürlich für sich entscheiden. Ich persönlich freue mich, wenn ich die Kosten für die Herstellung am Ende zumindest wieder eingespielt habe. Mehrausgaben für Schmuckausgaben sind da einfach nicht drin.
Höherer Preis
Bücher mit Farbschnitt sind teurer. Logisch. Die Produktion ist aufwendig, aber da frage ich mich, warum mehr für einen farbigen Buchschnitt bezahlt wird, während alle über gestiegene Preise, Papier- und Energiekrise reden. E-Books werden immer wieder zu 99 Cent angeboten und werden trotzdem noch auf illegalen Plattformen runtergeladen. Ich habe dazu bereits einen Blogbeitrag geschrieben. Vielleicht schaust du mal rein.
Ja, ein Buch mit Farbschnitt sieht hübsch aus, aber …
Ein Farbschnitt macht keine bessere Geschichte
So hübsch er auch ist: Ein Farbschnitt ändert nichts an der Geschichte im Inneren. Wenn mich ein Buch begeistert, dann wegen der Figuren, der Handlung, der Sprache. Nicht wegen der Farbe am Rand. Ich wünsche mir, dass Klappentext und Leseprobe überzeugen – nicht nur die Optik.
Ganz praktisch: Man sieht ihn oft gar nicht
Egal, wie hübsch, zumindest in meinem Regal stehen die Bücher mit dem Buchrücken zu mir. Zum einen schont es die Seiten, die so vor Lichteinfall und UV-Strahlung geschützt sind, und zum anderen sehe ich so auf einen Blick Titel und Autor. Ähm. Und das hat ja durchaus einen praktischen Nutzen.
Anbieter
Falls du Autor:in bist, habe ich dir hier verschiedene Anbieter zusammengetragen. Die Liste ist sicher nicht vollständig. Wenn du weitere Druckereien kennst, schreib mir doch gern, dann nehme ich das in der Liste auf.
Wie gut diese Anbieter sind, musst du allerdings selbst herausfinden:
Farbschnitt schon bald von Kassia?
Ich verstehe die Begeisterung für Farbschnitte absolut, aber aus all diesen Gründen wird es zumindest zum jetzigen Zeitpunkt keine Farbschnittausgabe von meinen Büchern geben. Mag sein, dass sich das ändert, wenn die Technik hier mehr zulässt. Mag auch sein, dass der Hype bis dahin wieder verebbt ist. Mag auch sein, dass meine Leserinnen sich plötzlich von den E-Books abwenden und nur noch Taschenbücher verlangen. Dann sieht die Sache natürlich anders aus. Und nein, ich verurteile niemanden, der Bücher mit Farbschnitt liest oder drucken lässt. Ich habe selbst auch so ein besonderes Exemplar in meinem Bücherschrank stehen.
Wie stehst du zum Thema Farbschnitt? Schreib es mir doch in den Kommentaren.
Herzlichst, deine
