Ich möchte heute einen kleinen Blick hinter die Kulissen meines neuen Romans „Winterküsse und Leinwandträume“ geben. Es geht um Daniel, einen alleinerziehenden Vater, der sich nach der Trennung von seiner Frau nicht nur um seinen Sohn Max kümmern muss, sondern auch noch mit dem Chaos des Alltags kämpft. Und, ganz ehrlich, wenn ich an Daniels Leben denke, frage ich mich manchmal, wie er es überhaupt schafft, abends noch aufrecht zu stehen. Aber fangen wir von vorn an.
Inhaltsverzeichnis
Alleinerziehender Vater – das seltene Bild
In meinem Roman habe ich das klassische Rollenbild bewusst auf den Kopf gestellt. Daniel ist derjenige, der sich um Max kümmert, während seine Ex-Frau in ihrer Karriere aufgeht und wenig Zeit für ihren Sohn hat. Es ist eine Umkehrung dessen, was wir oft als “normal” betrachten. Meistens sind es in der Realität nämlich die Mütter, die den Großteil der Care-Arbeit leisten.
Mit meinem ältesten Sohn war auch ich 3 Jahre alleinerziehend. Keine angenehme Zeit, wie ich rückblickend feststellen muss. Währenddessen funktionierte ich einfach nur. Da blieb kaum Zeit, um zu reflektieren. Zum Glück lernte ich dann meinen jetzigen Mann kennen, der mich sofort tatkräftig unterstützte. Aber bis dahin war es ein täglicher Kampf mit einem Kind, das sich zwischen Vater und Mutter zerrissen fühlte und entsprechend rebellierte. Geldsorgen waren an der Tagesordnung, die Betreuung eine Katastrophe, da war die Sache mit dem Ex-Partner und gleichzeitig der Druck, im Job meine Frau zu stehen.
Um ein bisschen mit Zahlen um mich zu werfen (versprochen, es bleibt spannend!): In Deutschland leben rund 1,5 Millionen alleinerziehende Elternteile. Ganze 90 % davon sind Frauen. Männer wie Daniel, die ihren Alltag als alleinerziehende Väter meistern, sind die Ausnahme – nur etwa 10 % der Kinder leben bei ihrem Vater (Stand 2021, Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Und doch gibt es sie: die Väter, die sich aufopferungsvoll um ihre Kinder kümmern (ob nun in Partnerschaft lebend oder allein), die ihre Karriere hinten anstellen und sich tagtäglich neu erfinden müssen, um die Doppelbelastung aus Arbeit und Familienleben zu bewältigen.
In meinem Berufsleben habe ich nur wenige alleinerziehende Väter kennenlernen dürfen. Ich habe beobachtet, wie sie nachmittags am Rand des Spielplatzes standen, scheinbar deplatziert, nicht ganz dazugehörig zu den Müttern, die sich dort ebenfalls mit ihren Kindern trafen und über “Frauenthemen” plauderten. Und genau diesen Vätern wollte ich in meinem Roman eine Stimme geben.
Der Druck, alles perfekt zu machen
Daniel steckt in dieser typischen Zwickmühle: Er will für Max der perfekte Vater sein, aber gleichzeitig macht ihm seine Karriere als Bankkaufmann Sorgen. Er fühlt sich auf dem Abstellgleis, und das nagt an ihm. Seine Ängste, nicht genug für seinen Sohn da zu sein, zu versagen, der dauernde Streit mit der Ex, Betreuungsengpässe und Alltagssorgen treiben ihn an und zermürben ihn gleichzeitig. Der typische Spagat, den so viele Alleinerziehende leisten müssen. Für Daniel gibt es keine Pause. Gefangen im Hamsterrad ist sein Akkustand dauerhaft nur noch auf 5 %.
Eigentlich die besten Voraussetzungen für einen Burn-out. Kein Wunder, fehlt doch die Zeit, zu regenerieren und zu entspannen. Die Verantwortung auch einmal abzugeben.
Die Frauenrolle: Zwischen Karriere, Kind und Selbstbestimmung
Natürlich könnte man sich fragen, warum Daniels Ex-Frau in meiner Geschichte so wenig für ihren Sohn da ist. Die Wahrheit ist: Auch hier wollte ich mit Klischees aufräumen. Es gibt viele Frauen, die sich Kinder wünschen, aber es gibt auch jene, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden – und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Vielleicht, weil sie sich in ihrer Karriere verwirklichen möchten, vielleicht auch, weil sie schlichtweg keine Kinder wollen oder nicht bekommen können.
Gesellschaftlich haben wir oft dieses Bild im Kopf, dass jede Frau tief im Inneren den Wunsch nach Kindern verspüren muss. Aber das stimmt nicht. Nicht jede Frau sehnt sich nach der Rolle als Mutter. Und das ist okay. Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen, sollte niemals durch gesellschaftlichen Druck getroffen werden. Schließlich sind die Kinder diejenigen, die darunter leiden, wenn Eltern mit einer Situation überfordert sind, die sie eigentlich gar nicht wollten.
Auch solche Familien musste ich in meiner beruflichen Praxis – teilweise mit Unterstützung des Jugendamtes – begleiten. Das waren sehr traurige Familienkonstrukte, die sich niemand für Kinder wünschen kann. Natürlich wachsen viele Menschen (manchmal mit Unterstützung) schließlich doch in ihre Elternrolle. Auch diese Perspektive wollte ich in der Fiktion andeuten …
Für mich persönlich war der Wunsch nach Kindern immer klar – ich wollte Familie, Kinder, das ganze Paket. Aber ich weiß, dass das nicht für jede Frau oder jeden Mann gilt.
Moderne Väter und die Freiheit der Entscheidung
Mit „Winterküsse und Leinwandträume“ wollte ich zeigen, dass moderne Väter genauso fähig und engagiert sein können, wie Mütter – auch wenn sie in der Statistik eher selten vorkommen. Am Ende des Tages sollte es egal sein, ob Mutter oder Vater: Die Hauptsache ist doch, dass Kinder in einem liebevollen Umfeld aufwachsen.
Wenn du also demnächst einen Vater am Rand des Spielplatzes siehst, der so aussieht, als würde er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlen, dann geh doch mal rüber und beginne ein Gespräch. Wer weiß, was sich daraus entwickelt …
Falls du Lust hast, Daniel und Max näher kennenzulernen, dann freue ich mich, wenn du „Winterküsse und Leinwandträume“ kaufst. Vielleicht magst du mir erzählen, wie dir die Geschichte gefallen hat. Ich freue mich auf deine Meinungen und wünsche dir eine wunderbare Lesezeit.
Herzlichst, Deine