Blogger:innen und Schreibende – zwei Seiten derselben Medaille? Nadine betreibt den Buchblog Kunterbunte Bücherreisen. Sie engagiert sich nicht nur für Selfpublisher:innen, sondern hat über das Bloggen selbst zum Schreiben gefunden. Mit ihr habe ich über ihre Liebe zu Büchern gesprochen, wie sie überhaupt zum Bloggen gekommen ist und über Missverständnisse zwischen Schreibenden und Bloggenden.
Liebe Nadine,
ich freue mich sehr, dich heute als Gast begrüßen zu dürfen. Ich verfolge deinen Blog schon eine ganze Weile. Aber näher kennengelernt habe ich dich erst über den Club der Selfpublisher. Ich freue mich, dass ich dir mal auf den Zahn fühlen darf.
Aus Autorinnenperspektive sind Buchblogger:innen unverzichtbar. Oft sind sie die einzige Möglichkeit überhaupt an Rezensionen für unsere Bücher zu kommen. Blogger:innen verhelfen uns Schreibenden somit zu mehr Sichtbarkeit. Sie können der Funken sein, der das Feuer entfacht, indem sie unsere Bücher zeigen und über sie sprechen. Eigentlich eine ganz schön große Rolle, wenn es ums Marketing geht.
Fast immer hatte ich Glück mit meinen Bloggerinnen, aber ich habe auch schon unschöne Geschichten mitbekommen, die zu Enttäuschung geführt haben. Vielleicht können wir mit ein paar Missverständnissen aufräumen.
Aber fangen wir doch am Anfang an …
Seit wann bist du Buchbloggerin? Wie bist du eigentlich dazu gekommen und wie siehst du deine Aufgabe?
Ich bin offiziell noch gar nicht so lange Buchbloggerin, obwohl ich vor zehn Jahren schon mal einen Buchblog hatte und damit gar nicht erfolgreich war. Damals konnte ich mit Social Media noch nicht so viel anfangen und ich habe das Bloggen einfach irgendwie gemacht. “Kunterbunte Bücherreisen” habe ich vor etwas mehr als vier Jahren, am 8. Juni 2020, gestartet. Wie alles, was ich mache, ist das sehr spontan passiert. Rezensionen schreibe ich aber schon seit 2007, allerdings damals nur bei der Büchereule und später zusätzlich noch bei Amazon und Lovelybooks.
Eigentlich wollte ich ursprünglich nur meine Rezensionen an einem Ort sammeln, also war der Blog die beste Alternative zu Amazon & Co. Mittlerweile haben sich meine Prioritäten verschoben. Ich habe im Jahr 2022 beschlossen, Selfpublisher mehr zu supporten. Obwohl ich auch Verlagsbücher lese, steht bei mir das Thema Selfpublishing an oberster Stelle. Meinen Podcast, der momentan mehr oder weniger pausiert, habe ich aus dem Grund ins Leben gerufen. Ich wollte einfach den Menschen hinter dem Buch zeigen und das geht meiner Meinung nach am besten, wenn man miteinander redet.
Blogger und Autoren – zwei Seiten derselben Medaille? Nadine betreibt den Buchblog Kunterbunte Bücherreisen. Sie engagiert sich nicht nur für Selfpublisher:innen, sondern hat über das Bloggen sogar selbst zum Schreiben gefunden. Mit ihr habe ich über ihre Liebe zu Büchern gesprochen, wie sie überhaupt zum Bloggen gekommen ist und über Missverständnisse zwischen Schreibenden und Bloggenden.
Magst du über deine Anfänge erzählen? Wie bist du zu deinem ersten Rezensionsexemplar gekommen?
Ehrlich gesagt kann ich mich gar nicht mehr so richtig erinnern. Über die Büchereule habe ich auch früher schon oft Rezensionsexemplare bekommen, wenn ich bei offiziellen Leserunden mitgemacht habe. Dann startete irgendwann Netgalley und als ich mich endlich getraut habe auch Verlage direkt anzuschreiben, bin ich regelrecht überflutet worden mit Rezensionsexemplaren.
Die ersten Bücher, die ich auf dem Blog rezensiert habe, habe ich allerdings von Netgalley bekommen. Das ist die einfachste Möglichkeit für Blogger an Rezi Ex zu kommen, zumindest, wenn man keine persönlichen Kontakte zu Bloggerbeauftragten bei Verlagen oder direkt zu Autoren hat.
Liest du seither anders? Machst du dir Notizen neben dem Schreiben und kannst du überhaupt noch „nur“ zur Entspannung lesen, ohne den Gedanken eine Rezension?
Manchmal mache ich mir sogar viel zu viele Notizen, die ich mir allerdings beim Schreiben der Rezension gar nicht mehr angucke. Wenn ich mir nichts aufschreibe, ist es aber so, dass ich gar nicht weiß, was ich über das Buch sagen soll. Als würde das Geschriebene sich direkt in mein Gehirn brennen. Echt verrückt.
Nur zur Entspannung zu lesen ist schwierig. Ich lese jetzt auch wieder mehr Bücher, die ich mir selbst gekauft habe und überlege während des Lesens, ob ich es rezensieren möchte oder nicht. Da ich aktuell wenig Zeit habe, lese ich mehr Bücher, die ich nicht rezensiere. Mein Blog dankt mir das allerdings nicht. 😉
Blogger:innen und Autor:innen stehen sich manchmal mit einem gewissen Unverständnis gegenüber. Ich glaube, da sind oft Missverständnisse im Spiel. Damit würde ich gerne etwas aufräumen.
Was sind deine Erwartungen und Wünsche an Autor:innen, wenn du mit ihnen zusammenarbeitest?
So richtig viele Erwartungen habe ich nicht, weil ich finde, dass es immer ein Geben und Nehmen ist. Ich möchte auf jeden Fall gleichwertig und nicht von oben herab behandelt werden und ich möchte, dass Autor:innen sehen, dass ich das alles in meiner Freizeit mache und es auch mal sein kann, dass ich aus irgendwelchen Gründen nicht so produktiv bin wie zu anderen Zeiten. Die meisten verstehen das, wofür ich sehr dankbar bin. Schön wäre es auch, wenn Autor:innen meine Beiträge, die sie betreffen, teilen würden. Sie haben einfach andere Follower und wir können durch das Teilen des entsprechenden Beitrages oftmals Menschen erreichen, die sonst wahrscheinlich nicht auf das Buch oder meinen Blog aufmerksam geworden wären.
Gibt es etwas, was dir besonders viel Freude macht? Ich denke da an gemeinsame Blogtouren, Coverflashmob, Buchboxen mit Merch oder andere Aktionen. Oder braucht es das nicht?
Am meisten Spaß gemacht hat mir immer mein Podcast. Es war immer so schön zu sehen bzw. zu hören, wie die Autor:innen über ihre Projekte gesprochen haben, wie sehr sie das Schreiben lieben und wie viel ihnen auch das ganze Drumherum bedeutet.
Ansonsten mag ich es gern für Autor:innen bzw. für deren Neuerscheinungen Werbung zu machen. Warum das so ist, weiß ich gar nicht, aber andere auf ein Buch neugierig zu machen finde ich einfach großartig.
Blogtouren mag ich auch gern, wenn alle an einem Strang ziehen. Aktuell starten die Vorbereitungen zu einer Blogtour für die Preisverleihung des HOMER-Literaturpreises. Dort mache ich schon das dritte Jahr mit und bin jedes Mal gespannt auf die nominierten Bücher.
Was ich gar nicht unbedingt brauche sind Buchboxen. Mir reicht in der Regel ein E-Book, denn ich habe hier so viele Prints rumstehen, dass es aussieht wie in einer Bücherei.
Und worüber ärgerst du dich in der Zusammenarbeit besonders? Vielleicht auch so, dass du künftig nicht mehr mit dem Autor / der Autorin zusammenarbeiten würdest?
Bisher habe ich mich noch gar nicht so richtig über Autor:innen geärgert. Vielleicht hatte ich bisher immer ein gutes Händchen bei der Anfrage nach gemeinsamen Aktionen. Oder es liegt einfach daran, dass ich viel mit Selfpublishern mache, die oft dankbar sind, dass wir Blogger für sie tätig werden.
Ärgern würde mich beispielsweise, wenn ich meine Rezension umschreiben soll. Das ist einer Freundin mal passiert. Sie hatte schlicht zu wenig Sterne vergeben bei Amazon, meinte zumindest die Autorin. Da wäre dann die Zusammenarbeit mit demjenigen für mich zukünftig nicht mehr möglich. Ich möchte authentisch rezensieren und nicht das schreiben, was andere von mir erwarten.
Selfpublisher:innen liegen dir besonders am Herzen. In einer Zeit, in der das Selfpublishing noch immer gegen ein schlechtes Image ankämpft, warum hast du dir diese Nische ausgesucht?
Das ist eine verrückte Geschichte. Ich habe im November 2021 bei der OBM (Online Buchmesse) mitgemacht und dort das erste Mal Kontakt zu Selfpublishern gehabt. Vorher war meine Meinung, dass SP-Bücher immer schlechte Qualität haben, was daher kommt, dass ich vor ca. zehn Jahren schon mal versucht habe, SP-Bücher zu lesen und da zum Teil unlesbare Bücher dabei waren. Bei der OBM habe ich festgestellt, dass sich diese Branche völlig geändert hat.
Kurze Zeit später habe ich ein Online-Coaching zum Thema “Was ist dir wichtig?” mitgemacht und da ist rausgekommen, dass ich Menschen helfen möchte, sichtbar zu werden. Von da an habe ich mich mehr auf Selfpublisher konzentriert und so viele großartige Menschen und Bücher kennengelernt. Ich bin froh, dass ich den Weg eingeschlagen habe.
Du hast erzählt, dass du gerade keine Rezensionsexemplare mehr annimmst. Liegt das am ständigen Druck, ein Buch in einer gewissen Zeit zu lesen oder woran liegt das?
Ja, genau. Ich habe schon immer zu den Menschen gehört, die alles lesen oder fast alles. Mir brauchte nur ein halbwegs interessantes Buch über den Weg laufen, da gehörte es schon mir. Das ist bei Rezensionsexemplaren nicht anders. Da bleibt das “Spaßlesen” bei mir einfach auf der Strecke. Ich werde weiterhin Rezensionen schreiben und freue mich über Buchvorschläge, aber ich möchte den Zeitdruck nicht mehr haben. Manchmal war es mehr Pflicht ein Buch zu lesen als Freude. Das möchte ich nicht mehr haben.
Du hast einen eigenen Blog, einen Podcast, du unterstützt Autor:innen bei ihrer Veröffentlichung. Was glaubst du, wie du dich durch das Bloggen verändert hast? Ich weiß, dass du an einem eigenen Buch schreibst. Vielleicht magst du darauf eingehen?
Ich glaube, ich bin offener geworden, vor allem offener für Menschen, die kreativ sind. Ich liebe es, wie kreative Menschen denken und würde am liebsten jeden, der mir über den Weg läuft, ausfragen, woher die Ideen kommen. Durch den Podcast habe ich das erste Mal bewusst festgestellt, dass absolut jeder Mensch anders ist und dass Kreativität für jeden etwas anderes bedeutet und jeder sie anders umsetzt.
Ich habe viel darüber gelernt, wie Bücher entstehen und worauf man achten sollte, was aber nicht heißt, dass ich es bei meinem eigenen Projekt perfekt anwenden kann. Vor allem habe ich gelernt, dass man einfach anfangen muss und es dann bestimmt gut wird. Aktuell freue ich mich so sehr darüber, dass ich in der diesjährigen Weihnachtsanthologie des Clubs der Selfpublisher vertreten sein werde. Ich habe im Leben nicht damit gerechnet, dass ich dafür gut genug bin und merke, dass ich da noch selbstbewusster werden muss.
Herzlichen Dank für diese spannenden Einblicke. Tatsächlich klingt das nach sehr viel mehr Aufwand, als ich geglaubt habe und nach sehr viel Engagement. Es ist wunderbar zu hören, dass unsere Arbeit, das Erschaffen von Geschichten, wertgeschätzt wird.
Wenn du Kunterbunte Bücherreisen näher kennenlernen möchtest, dann schau unbedingt mal auf Nadines Blog vorbei oder höre in ihren Podcast rein. Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt auf die Anthologie und auf Nadines Geschichte. Mehr Informationen zur Anthologie findest du auch in meinem Monatsrückblick Mai.
Herzlichst Deine