Hilfe! Ich habe eine Leseflaute!

Raus aus der Leseflaute

Was für Autoren die Schreibblockade, ist für Leser und Leserinnen die Leseflaute. Selten sieht man sie kommen. Lautlos schleicht sie sich an und plötzlich liegt sie über dir, wie eine dunkle Gewitterwolke. Kein Buch fühlt sich richtig an, in keinem kannst du Fuß fassen, dich hineinfallen lassen und heimisch fühlen. Es ist wie verhext. Manchmal ist die Lust noch da, manchmal fehlt auch sie ganz. Du siehst auf deinen Stapel ungelesener Bücher, stehst vor deinem Bücherregal, aber der Funke will einfach nicht überspringen. Also zappst du dich mit schlechtem Gewissen durch Netflix und du fragst dich, wird die Lust am Lesen jemals wieder kommen?

Meine Erfahrung mit der Leseflaute

Nachdem ich meine Leseleidenschaft entdeckt hatte, wurde es rasch eine Leidenschaft. Es war wie ein Virus, der mich gepackt hatte. Jede freie Minute verbrachte ich mit einem Buch. Irgendwann zählte ich die gelesenen Bücher im Monat, die gelesenen Seiten und freute mich über meinen wachsenden Schatz im Bücherregal. Meine Lesefreude ging so weit, dass ich den Fernseher nicht in die Reparatur gab, als der eines Tages nicht mehr funktionieren wollte. Vielleicht erinnerst du dich noch an diese klobigen, unsagbar schweren Röhrengeräte – und ja, die konnte man damals noch reparieren lassen.

Aber ich fand, dass das Geld wesentlich besser in neuen Lesestoff investiert wäre. Ja, man muss eben Prioritäten setzen und zugegeben, damals gab es auch noch kein Netflix und Co.

Aber irgendwann schlich sie sich an – die 1. Leseflaute. Erstes Kind, Job, Karriere … mir fehlte die Zeit und die Kraft. Abends war ich einfach nur noch unsagbar müde. Im schlimmsten Fall hatte ich noch Dinge für den nächsten Tag vorzubereiten. Erst als mein Sohn älter war und ich nur noch in Teilzeit arbeitete, fand ich wieder zurück zum Buch. Ich wurde Mitglied in einem Buchclub – eine tolle Zeit. Ich verschlang ein Buch nach dem anderen, bis … Jap! Die nächste Leseflaute anklopfte.

Ursachen für eine Leseflaute

Aber was war der Grund? Nun, es waren neue Herausforderungen, die meine Aufmerksamkeit einforderten. Die Erweiterung unserer Familie, Weiterbildungen, Hausbau … Es gibt so einiges, was an einem zerrt und Energie raubt. Und am Ende des Tages will man sich vielleicht doch einfach berieseln lassen. Ja, inzwischen hatte ich wieder einen Fernseher und Netflix veränderte auch mein TV-Verhalten.

Machen wir uns nichts vor, lesen ist anstrengend. Ja! Wirklich! Natürlich kann es entspannen – oder auch das Gegenteil. Je nach Genre eben. Aber für unser Gehirn ist Lesen ein hochkomplexer Prozess. Schriftzeichen zu entschlüsseln, zu verstehen und im besten Fall Bilder im Kopf entstehen zu lassen, ist für unsere Rechenmaschine Arbeit. Sicher ist es dir auch schon mal passiert, dass du einen Abschnitt zum vierten Mal liest, weil du einfach nichts mitbekommen hast, von dem, was da steht.

Wenn du einmal Grundschulkinder beim Prozess des Lesenlernens begleitet hast, wird es vielleicht verständlicher. Während Kinder oft nach wenigen Tagen oder Wochen mit dem Fahrrad davon flitzen, obwohl wir sie doch gerade noch am Gepäckträger festgehalten haben, damit sie nicht umfallen, brauchen Grundschulkinder bis zum Ende der 2. Klasse, um diesen Prozess abzuschließen.

Sehen wir uns verschiedene Gründe einmal an:

  • Überforderung durch den Alltag: Hektische Tage und viele Verpflichtungen können dazu führen, dass man abends zu müde ist, um zu lesen. Bei mir der häufigste Grund.
  • Hohe Erwartungen: Ein Buch wird oft gehypt und erfüllt dann nicht die persönlichen Erwartungen, was zu Frustration führen kann. Super frustrierend, wenn einem das wie ein lästiger Schluckauf immer wieder passiert.
  • Falsches Genre: Manchmal passt das gewählte Buch einfach nicht zur aktuellen Stimmung oder Lebenssituation. Dann ist der Thriller vielleicht einfach nicht das Richtige, auch wenn du dich sonst in diesem Genre Zuhause fühlst.
  • Emotionale Belastungen: Traurige oder stressige Phasen im Leben können die Konzentration und die Lust am Lesen mindern.
  • Zu viel Medienkonsum: Übermäßiger Konsum von sozialen Medien, Serien und Filmen kann das Interesse an Büchern verdrängen. Okay, die Streamingdienste sind aber auch wirklich eine Herausforderung!

Tipps zur Überwindung der Leseflaute

Schön und gut. Vielleicht hast du bei dem einen oder anderen Punkt ja heftig genickt. Genau! So geht es mir auch. Aber wie kommt man da wieder raus?

  • Nimm dir bewusst Zeit: Plane täglich feste Zeiten zum Lesen ein, auch wenn es nur 10-15 Minuten sind. Vielleicht auf dem Weg zur Arbeit oder abends vor dem Einschlafen? Wo hast du Lücken im Alltag, in denen du statt auf meinem Blog zu surfen auch ein Buch lesen könntest? – Nein, lies gerne meinen Blog (oder eines meiner Bücher). Aber vielleicht lässt du den Insta-Check einfach mal. 😉
  • Klein anfangen: Greif zu kurzen Geschichten, Novellen oder Anthologien, um den Einstieg leichter zu machen. Ganz ehrlich, G. R. Martin und Outlander sind wirklich erschlagend und ich habe die Bücher noch immer nicht alle durch.
  • Lese-Umgebung optimieren: Schaffe dir eine gemütliche Leseecke ohne Ablenkungen, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Okay, ist nicht immer einfach, aber ich habe im Wohnzimmer auch einen gemütlichen Lesesessel.
  • Wechsle das Genre: Probier mal ein anderes Genre aus, das du sonst selten liest. Ich bin ja so eine saisonale Leserin. Monatelang lese ich nur in einem Genre, bis es mir buchstäblich aus den Ohren quillt. Zeit für eine Veränderung!
  • Bücher unverbindlich testen: Bevor die nächste Enttäuschung eintritt, tausche dich mit Freunden aus, besuche die Bücherei und schnappe dir, wenn möglich, eine Leseprobe. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und das ist gut so. Ich habe umfangreiche Leseproben zum Download von meinen Büchern zusammengestellt. Schau mal rein!
  • Hörbücher nutzen: Wenn das Lesen schwerfällt, können Hörbücher eine tolle Alternative sein, um Geschichten zu genießen. Gut, für mich ist das nichts. Meine Gedanken schweifen dann immer ab, aber für viele ist das eine tolle Option. Beim Autofahren oder beim Spazierengehen.

Motivation und Inspiration finden

  • Lesegruppen und Foren: Tritt einer Lesegruppe bei oder beteilige dich an Online-Foren, um dich mit anderen über Bücher auszutauschen. Auch Leserunden sind eine tolle Möglichkeit. Zum Beispiel im Leserunden Forum.
  • Buch-Challenges: Nimm an einer Lese-Challenge teil, um dir selbst neue Ziele zu setzen und die Motivation zu steigern. Auf Instagram gibt es immer mal wieder solche Aktionen.
  • Autoren und Lesungen: Besuche Lesungen oder verfolge Autoren auf sozialen Medien, um deren Leidenschaft für Bücher zu spüren.
  • Buch-Blogger und Rezensionen: Lies Blogs und Rezensionen über Bücher, um neue Anregungen und Empfehlungen zu erhalten.

Langfristige Strategien zur Vermeidung von Leseflauten

  • Lesetagebuch führen: Notiere dir deine gelesenen Bücher, Lieblingszitate und Gedanken dazu. Das kann motivierend sein und hilft, den Überblick zu behalten. Ein Lesetagebuch findest du hier zum Download.
  • Leseroutine entwickeln: Versuche, eine regelmäßige Leseroutine zu etablieren, die zu deinem Alltag passt.
  • Mixe verschiedene Genre: Meine Thriller-Phase endete darin, dass ich abends kaum noch einschlafen konnte. Bei jedem Geräusch verkroch ich mich unter die Bettdecke.
  • Bewusst Pausen einlegen: Lesen soll Freude machen und kein Zwang sein. Wenn du einen Wettbewerb daraus machen willst und du trackst, wie viele Seiten du am Tag oder wie viele Bücher du im Monat liest – fein. Aber gönne dir auch Pausen. Wenn du in einem Monat nur ein Buch schaffst, während es ansonsten vielleicht fünf sind – mach dir bloß keinen Stress!

Fazit

Das Leben ist nicht eindimensional, es gleicht einer wilden Achterbahnfahrt. Bleibe offen und lass dich überraschen. Wenn die Leseflaute zugeschlagen hat, ist das nicht das Ende. In den meisten Fällen wird die Leselust früher oder später wieder kommen. In den meisten Fällen ist so eine Flaute nur ein Zeichen dafür, dass gerade andere Dinge in deinem Leben wichtiger sind. Das ist okay! Und ja, das sage ich als Autorin. Obwohl ich mich natürlich über jede Leserin freue, weiß ich, dass dein Leben bunt und vielfältig ist.

Probiere verschiedene Tipps aus, um herauszufinden, was für dich am besten funktioniert, und erinnere dich daran, dass Lesen in erster Linie Spaß machen sollte. Bleib offen für neue Erfahrungen und genieße die Reise durch die Welt der Bücher!

Hat dich auch schon einmal eine Leseflaute erwischt und wie hast du sie überwunden? Schreib deine Tipps in die Kommentare.

Alles Liebe, deine

Autorin Kassia L. Hill

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner