Wir alle kennen sie, diese langen Produktrezensionen. Egal, welches Produkt, egal welche Verkaufsplattform, ohne geht es fast nirgends. Auch ich sehe mir die Sterne an und lese zumindest ein paar Rezensionen, bevor ich auf „Kaufen“ klicke. Bei Büchern ist das nicht anders. Aber warum sind Rezensionen so wichtig für Autoren und wie schreibt man sie, wenn man nicht gerade leidenschaftliche Buchbloggerin ist? An meiner ersten Rezension bin ich gnadenlos gescheitert und am Ende habe ich es gelassen. Sorry. Wie schreibt man also eine Rezension und muss es immer so viel Text sein?
Inhaltsverzeichnis
Warum sind Rezensionen wichtig?
Bücher ohne Rezensionen oder mit sehr wenigen wirken offenbar wenig attraktiv. Wohingegen Bücher mit vielen Rezensionen eine höhere Sichtbarkeit auf Online-Plattformen haben. Rezensionen schaffen Vertrauen. Im besten Fall lassen sie Rückschlüsse zu, ob das Buch den eigenen Geschmack treffen könnte. Gerade Buchblogger veröffentlichen ihre Rezensionen häufig auf verschiedenen Plattformen. Überall dort, wo das Buch angeboten wird, in Foren, auf Social Media und natürlich auf ihren Blogs. Da alles trägt dazu bei, dass das Buch gesehen und hoffentlich gekauft wird.
Rezensionen richten sich in erster Linie an Lesende. Es ist so ähnlich, als würde dir die beste Freundin ein Buch empfehlen. Eine Rezension sollte die eigenen, subjektiven Leseeindrücke widerspiegeln. »Hey, Kassia! Dieses Buch musst du unbedingt auch lesen …«
Natürlich gibt es viele tolle Bloggende, die ihre Leidenschaft für Bücher mit der Welt teilen, und die meisten Rezensionen, die du liest, sind von solchen Bloggern. Oft erhalten sie kostenlose Rezensionsexemplare für ihre Arbeit, die mehr umfasst als nur mal kurz eine Meinung niederzuschreiben. Allerdings werden Blogger oft mit Büchern überrannt, weil natürlich jeder Autor Rezensionen sammeln möchte und das letztlich auch muss, möchte er irgendwie erfolgreich sein. Gerade für unabhängige und kleine Autoren ist es manchmal schwer, ihre Bücher bei einem Buchblog unterzubekommen.
Deshalb ist es toll, wenn auch Nicht-Blogger eine Rezension verfassen und Schreibende so unterstützen.
Was sollen Rezensionen nicht sein?
Rezensionen sollen meiner Meinung nach keine Abrechnung mit dem Autor sein. Dir hat das Buch nicht gefallen? Das ist schade. Vielleicht sogar ärgerlich, aber vergiss nicht, dass es immer auch eine Geschmacksfrage ist, ob ein Buch gefällt oder nicht. Nicht ohne Grund werden viele Bücher sehr kontrovers diskutiert. Natürlich möchte jeder Autor, jede Autorin positive Bewertungen. In der Realität müssen wir uns aber auch den negativen stellen. Das gehört, auch wenn es manchmal schwer ist, zum Business dazu. Schreibende stecken sehr viel Herzblut, Zeit und (insofern sie keine Verlagsautoren sind) viel Geld in so ein Buch. Ich kenne keinen Autor, an dem eine schlechte Kritik einfach abperlen würde. Es schmerzt. Bitte bedenke das, wenn du negative Kritikpunkte anbringen möchtest und bleibe sachlich.
Eine Rezension kann natürlich auch wertvolle Hinweise an den Autor enthalten, aber sie sollte das Werk des Autors nicht sezieren. Auch wenn es verlockend sein kann – dafür ist das Lektorat da. Du musst auch keine Interpretation lesen. Die wenigsten Leserinnen können mit einer solchen Rezension etwas anfangen. Viele Autoren sind aber dankbar für tiefergehendes Feedback und laden im Nachwort sogar ausdrücklich dazu ein, ihnen zu schreiben.
Rezensionen sind keine Zusammenfassung der Handlung oder eine Wiedergabe des Klappentextes. Das steht ja bereits in der Beschreibung. Bei Bloggerinnen kann es durchaus Sinn machen, weil sie die Bücher auch auf ihren Blogs präsentieren. Aber wahrscheinlich liest du diesen Beitrag, weil du erst am Anfang stehst oder einfach nur das Nachwort gelesen hast und die Autorin um eine Bewertung gebeten hat. Also kannst du dir die Arbeit auch sparen.
Was mich gleich zum nächsten Punkt führt: Rezensionen spoilern nicht. Nachdem ich eine Rezension zu ‚Der Gesang der Flusskrebse‚ gelesen hatte, habe ich wirklich überlegt, ob ich mir das Buch überhaupt noch kaufen soll. Denn die Rezensentin löste darin tatsächlich die eine große Frage auf, die das Buch aufgeworfen hatte. Das war so unsagbar schade, weil der große Knall auf den letzten Seiten für mich verflogen war.
Bewertungssystem 1 bis 5
Ich beziehe mich hier auf Amazon. Je nach Plattform funktionieren die Bewertungssysteme unterschiedlich. Bitte informiere dich zuerst, wie es funktioniert, sonst kann eine gut gemeinte Rezension schnell das Gegenteil bewirken:
Eine Rezensentin lobte das Buch einer Kollegin. Es hätte ihr sehr gut gefallen und sie könne es nur empfehlen. Sie vergab einen Stern!
Diese Anekdote hielt ich lange für einen Scherz unter Autoren, bis ich so etwas tatsächlich einmal gesehen habe.
Leider funktionieren die Sterne auf Amazon nicht wie Schulnoten. 1 Stern ist die schlechteste Bewertung, die man vergeben kann. Dem zufolge sind 5 Sterne die höchste Bewertung und entsprechen einer in Schulnoten einer 1. Darüber wird sich jeder Autor freuen. 4 Sterne entsprechen einer soliden 2. Leider kippt das Bewertungssystem bei allem, was unter 4 Sternen liegt, denn der Algorithmus glaubt, dass die Kunden nicht zufrieden sind und straft das Produkt ab. Amazon stellt die Kundenzufriedenheit an oberste Stelle.
Es versteht sich von selbst, dass eine Rezension wie „Das Buch wurde von der Post falsch zugestellt und ist jetzt kaputt.“, zwar ein berechtigtes Ärgernis ist, man mit einer negativen Rezension aber den Falschen abstraft.
Angst vor der Rezension
Der Autor oder die Autorin wird sich ganz bestimmt über eine gute Rezension freuen. Ich sehe zum Beispiel regelmäßig nach, ob es neue Bewertungen gibt und ich weiß zumindest von einigen Kolleginnen, dass sie auch immer wieder nachsehen.
Eine Bekannte hatte mein Buch ‚Cupcakes und bittersüße Kaffeeküsse‚ gelesen und mir erzählt, wie sehr es ihr gefallen hat. Ich schlug ihr vor, mir doch eine Rezension zu schreiben. Leider habe ich kein Foto von ihrem Gesicht gemacht. Nachdem ich ihr erklärt habe, warum mir das helfen würde, mein Buch bekannter zu machen, versprach sie, eine Bewertung zu schreiben. Als wir uns ein paar Wochen später wieder sahen, war noch immer keine Rezension geschrieben.
»Ich habe es versucht, aber ich bin nicht so gut darin. Du kannst das doch viel besser. Schreib du mir doch eine Rezension und ich veröffentliche sie dann.«
Ich hätte es machen können. Sie hatte mir ja bereits gesagt, was ihr gut gefallen hat, aber ich habe es natürlich nicht getan. Ich hätte permanent das Gefühl gehabt, zu betrügen. Also habe ich auf die Rezension verzichtet, denn meine Bekannte scheiterte. Übrigens so, wie ich bei meinem ersten Versuch. Dabei hatte sie so schöne Worte gefunden, als sie mit mir gesprochen hatte. Ich denke, es war der eigene hohe Anspruch, der sie – und auch mich damals – blockierte.
Anleitung: Wie schreibe ich eine Rezension?
Stell dir vor, du schreibst deiner besten Freundin und erzählst ihr von dem Buch, das du zuletzt gelesen hast. Was würdest du schreiben, wenn du es ihr empfehlen möchtest? Was hat dir gut gefallen? Die folgenden Stichpunkte können eine Unterstützung sein, eine kurze Rezension zu schreiben. Es muss nicht viel sein. Auch zwei oder drei Sätze sind sehr wertvoll.
- Wie ist der Schreibstil? Leicht zu lesen, humorvoll, kompliziert …
- Wie sind die Figuren? Glaubhaft, nachvollziehbar, sympathisch, nervig …
- War das Buch spannend, romantisch, entspannend, tiefgründig, überraschend, lustig …?
- Wie bist du auf das Buch aufmerksam geworden?
- Hast du etwas gelernt oder konntest du einen Nutzen daraus ziehen? (Sachbuch)
- Kannst du das Buch weiterempfehlen?
- Möchtest du weitere Bücher des Autors lesen?
Ich schaffe es trotzdem nicht!
Du hast es versucht, aber in deinen Ohren klingen die Worte falsch. Du traust dich nicht, die Rezension abzuschicken. Sollen das andere machen, die das besser können, denkst du und klappst frustriert den Laptop zu. Halt! Bei Amazon kannst du auch nur Sterne abgeben. Wie das auf anderen Online-Händlern ist, weiß ich nicht. Leider ist dabei nicht nachvollziehbar, warum du welche Sternenanzahl auch immer abgegeben hast, aber es ist besser als gar nichts, denn auch die Sterne zählen in die Bewertung mit hinein.
Jetzt wünsche ich dir viel Erfolg bei deiner ersten Rezension und ich hoffe sehr, dass mein Beitrag dir eine Unterstützung ist. Du hilfst anderen Lesenden, neue Geschichten zu entdecken und auch dem Autor, der viele Stunden daran gesessen hat, um das Buch zu schreiben.
Herzlichst Deine