Die Diskussionen rund um KI-Bücher ebben nicht ab. Skurril wurde es, als ein Journalist Selfpublishing und KI wild durcheinandergeworfen hat. Zeit also, einmal genauer hinzusehen und ein paar Dinge geradezurücken.
Inhaltsverzeichnis
KI-Bücher und Selfpublishing
Neulich äußerte sich ein freier Journalist auf Social Media zu KI-Büchern, die inzwischen den Buchmarkt fluten. Soweit nichts Ungewöhnliches, denn darüber wird überall diskutiert. Leider warf er dabei jedoch Selfpublishing und KI in einen Topf, was schlicht falsch ist. Zwischen dem Rat, sich das Autorenprofil anzusehen, fand sich auch der Hinweis, eine zehnstellige Zahl sei ein eindeutiges Indiz für KI.
Spoiler: Diese Nummer ist eine ASIN.
Die ASIN ist eine von Amazon vergebene Produktnummer. Die „Amazon Standard Identification Number“. Sie funktioniert ähnlich wie eine ISBN, ist aber ausschließlich für Amazon relevant. Deswegen tauchen Bücher, die nur dort veröffentlicht wurden, im klassischen Buchhandel auch nicht auf. Mit KI hat dieses kleine Zahlenkonstrukt rein gar nichts zu tun.
Was hat es nun mit Amazon und dem Selfpublishing auf sich?
Amazon ist für viele Schreibende eine beliebte und leicht zugängliche Plattform, um Bücher verlagsunabhängig zu veröffentlichen. Der Upload ist unkompliziert, kostenfrei, und gerade E-Books können eine große Leserschaft erreichen. Amazon hat durch den Kindle überhaupt erst das Tor zum digitalen Buchmarkt geöffnet. Seit 2007 gibt es Kindle Direct Publishing (KDP) in den USA. 2011 wurde es in Deutschland eingeführt. Anbieter wie Tolino und Tredition folgten – und der Markt wurde größer und vielfältiger.
BoD gibt es übrigens schon länger. Zunächst Ende der 90er Jahre als Print on demand Service von Libri gegründet, folgte bald auch hier die Möglichkeit, E-Books zu publizieren.
KI-Bücher können bei Amazon KDP genauso veröffentlicht werden wie bei anderen Anbietern. Dort gibt es dann sogar eine ISBN. Übrigens ist es recht einfach möglich, einen eigenen Verlag zu gründen, ISBNs zu erwerben und auf Amazon und andernorts als Verlag aufzutreten.
Das eigentliche Problem liegt woanders: Weder Amazon noch andere Anbieter prüfen die eingereichten Inhalte. Das ist Fluch und Segen zugleich. Für viele Autor:innen ist genau das die Chance, ihre Geschichten ohne den Verlag als Türöffner zu veröffentlichen. Und dieses Tor ist verdammt schmal! Gleichzeitig öffnet es natürlich Tür und Tor für fragwürdige Inhalte (die nicht nur mit KI in Zusammenhang stehen).
Natürlich gibt es Richtlinien und Verträge, und inzwischen verlangen Amazon und andere Anbieter, dass man angibt, ob KI verwendet wurde. Doch wirklich überprüfen kann das am Ende natürlich niemand. Oder auch nur wieder eine KI, die anhand verschiedener Parameter die Wahrscheinlichkeit prüft.

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KI fürs Schreiben nutzen?
Absolut interessant sind Umfragen, in denen Autoren gefragt werden, ob sie KI nutzen. Und – oh Wunder – niemand gibt es zu. Nur hinter verschlossenen Türen wird darüber gesprochen, wie man Charaktere mithilfe von KI erstellt oder ein Plotgerüst entwickelt.
Ein KI-Buch sicher zu identifizieren, ist nahezu unmöglich. Es gibt aktuell keine Kennzeichnungspflicht – und auch wenn ich die Forderung dahinter verstehe, ist die Umsetzung schwierig, denn es läuft auf eine freiwillige Selbstoffenbarung hinaus. Aber wo fängt KI-Nutzung an? Was ist erlaubt und was nicht?
Wohl niemand wird etwas gegen die Nutzung der Rechtschreibkorrektur haben. Aber was ist mit der Formulierung eines einzigen Satzes? Oder das Anlegen einer Struktur. Recherchefragen? Google gibt in seiner Suche jetzt KI-Ergebnisse als erstes an. Darf dieser Inhalt genutzt werden?
Ich nutze KI zum Beispiel für mein Marketing. Ich nutze sie auch, um Struktur in mein Zettelchaos zu bekommen. Ja, ich könnte das auch selbst erledigen. Mit KI geht es aber schneller. Es ist eine Assistenz, die mir am Ende mehr Schreibzeit ermöglicht.

Ich nutze auch KI-Modelle wie LanguageTool, um Rechtschreibfehler aufzudecken. Und ich nutze bei meinem Schottlandroman, an dem ich aktuell schreibe, die Möglichkeit, mir Charaktere und Szenen als Bild zu erstellen. Das beflügelt meine Fantasie tatsächlich sehr.

Die Grenzen verschwimmen. Das Problem sind nicht Autor:innen, die KI als Werkzeug nutzen. Das Problem sind vollständig KI-erstellte Bücher, lieblos zusammengeklickt und möglicher inhaltlicher Fehler. Gerade im Ratgeberbereich kann das sogar gefährlich werden. Wobei manche Coaches natürlich auch ihre Halbwahrheiten in Buchform verpacken, aber das ist ein anderes Thema.
Hinweise auf KI?
1. Das Cover
Häufig verrät sich ein KI-Buch durch ein KI generiertes Cover.
Aber KI kann auch einzelne Elemente liefern, die anschließend professionell überarbeitet werden. Auch in Bilddatenbanken finden sich KI generierte Elemente, Grafiken und Bilder, die für Buchcover, Charakterkarten und Co genutzt werden können. Sind diese nicht richtig gekennzeichnet (was gerüchteweise schon vorgekommen sein soll), gibt es zumindest mal ein gewisses Konfliktpotential.
Und ich kenne eine Autorin, die ihre Cover komplett mit KI gestaltet. Ihre Texte schreibt sie selbstverständlich selbst, sie werden lektoriert, und ich durfte sogar einmal Testleserin sein. Ein KI-Cover bedeutet also nicht automatisch ein KI-Buch.
2. Semikolon, Gedankenstriche & Co.
Das Semikolon – nun ja, ich finde, es ist weder Fisch noch Fleisch. Ein Satzzeichen, das sich nicht entscheiden kann. Ich nutze es nicht. Eine Lektorin hat mir mal eines gesetzt. Etwas widerwillig habe ich es dann akzeptiert, aber schön finde ich es noch immer nicht. Gedankenstriche und Auslassungspunkte dagegen habe ich schon immer gern genutzt.
In meinem letzten Manuskript habe ich jedoch viele davon kurz vor der Veröffentlichung gelöscht, weil plötzlich diskutiert wurde, sie seien ein KI-Indiz.
Warum nutzt KI solche Satzzeichen so häufig?
Weil KI ein Sprachmodell ist, das mit Unmengen von Text trainiert wurde (ohne Einwilligung der Rechteinhaber, was ein Problem ist!). Und da in diesen Texten eben auch diese Satzzeichen als stilistische Mittel vorkommen, nutzen Sprachmodelle diese.
3. Hohle Phrasen
Ja, leere Worthülsen können ein Hinweis sein. KI neigt dazu, Texte damit aufzupolstern und künstlich aufzublähen. Was meine ich damit? Zum Beispiel:
- „In der heutigen schnelllebigen Welt ist es wichtiger denn je …“
- „Seit Anbeginn der Menschheit haben wir uns gefragt …“
- „Dieses Buch nimmt dich mit auf eine spannende Reise …“
- „Ein weiterer wichtiger Punkt ist …“
Solche Floskeln sind nicht automatisch KI – aber wenn sie im Dutzend auftreten, darf man zumindest misstrauisch werden.
Wenn du KI-Büchern aus dem Weg gehen möchtest, schau dir die Leseprobe an und vertraue auf dein Bauchgefühl.
Und wenn ein „Autor“ in einem Monat zehn oder zwanzig Bücher veröffentlicht, kannst du ziemlich sicher sein, dass da keine menschliche Hand am Werk war. Niemand schreibt heimlich jahrelang vor, nur um dann alles innerhalb weniger Tage zu veröffentlichen.
Auch Low-Content-Bücher, Ausmalbücher, Journals und Planer werden zunehmend mithilfe von KI erstellt. Das ist nicht zwingend schlecht, aber es kann sich lohnen, einen genauen Blick darauf zu werfen und sich vielleicht auch zu fragen, ob man dafür sein Geld ausgeben möchte.
KI wird nicht verschwinden
KI ist weder böse noch schlecht, noch kann sie Wunder bewirken. Es kommt wie immer darauf an, wie Menschen sie nutzen: Autor:innen, Coverdesigner:innen, Lektor:innen.
Inzwischen gibt es sogar Fortbildungen für diese Gruppen zum Thema KI und wie sie sinnvoll eingesetzt werden kann.
Es ist super schwer, mit Büchern eine Reichweite aufzubauen. Bücher tauchen auf und verschwinden wieder. Ein KI-Buch, das niemand kauft, wird innerhalb weniger Tage zu einem irrelevanten Datensatz, von dem keine Gefahr für jene Geschichten ausgeht, die mit Herzblut geschrieben wurden.
Vielleicht wird es irgendwann Regelungen, Speicherfristen oder Vertragslaufzeiten geben. Denn auch ein E-Book, das niemand kauft, benötigt Speicherplatz und damit wertvolle Ressourcen. Ein Lösungsansatz? Vielleicht würde so ein Ansatz auch Autoren und Lesenden helfen, sich in diesem Buchdschungel wieder zurechtzufinden. Auch Verlage stellen die Produktion nicht mehr laufender Bücher ein.
Bis dahin kann es vielleicht eine Hilfe sein, deinen Autoren zu folgen. Auf Social Media oder wie hier auf einem Blog. Etwas, wo du siehst, dass da wirklich ein Mensch und keine Maschine ist.
Ich grüße dich ganz herzlich








