Buchmesse für Introvertierte Schreibende

Meine Erfahrungen als Ausstellerin auf zwei Buchmessen

Als Autorin auf einer Buchmesse zu stehen, das ist aufregend, inspirierend und auch ein bisschen einschüchternd. 2024 war für mich ein Jahr der persönlichen Weiterentwicklung. Ich habe mich bewusst entschieden, meine Introvertiertheit zu überwinden und mich der Welt als Autorin zu zeigen.

Hier möchte ich meine Erfahrungen auf zwei Buchmessen mit dir teilen – was gut lief, was ich gelernt habe und warum ich jeder Autorin nur empfehlen kann, diese einmalige Atmosphäre zu erleben.


Bookboyfriend Convention in Saarbrücken (Februar)

Meine erste Messe als Ausstellerin war die Bookboyfriend Convention in Saarbrücken, und ich bin zusammen mit meiner Partnerin-in-Crime, Sophie M. Seller, dort gestartet. Zum Glück hatten die Organisatorinnen vieles vorbereitet. Die Tische waren bereits mit Tischdecken und Pop-up-Regalen ausgestattet, und ein gemütliches Frühstück vor dem Besucheransturm sorgte für einen entspannten Start in den Tag.

Trotzdem waren wir sehr nervös. Rund um uns herum standen Bestseller-Autorinnen mit Schlangen von Leserinnen, die auf ein signiertes Buch warteten. Bei uns war es natürlich viel ruhiger. Trotzdem hatten wir ein paar wirklich schöne Gespräche, verkauften sogar ein paar Bücher und sammelten jede Menge wertvolle Erfahrungen.

Die Kosten? Haben wir nicht wieder hereingeholt. Damit hatten wir schon gerechnet. Aber der Stolz, sich überhaupt getraut zu haben, und die Kontakte, die wir geknüpft haben, waren unbezahlbar.

Mit Sophie M. Seller auf der Book Boyfriend Convention
Mit Sophie M. Seller auf der Book Boyfriend Convention 2024
Meine Bücher am Stand
Meine Bücher am Stand

Winterlesezauber in Fellbach (November)

Ein dreiviertel Jahr später ging es nach Fellbach zum Winterlesezauber – und diesmal fühlte ich mich schon viel sicherer. Anders als in Saarbrücken mussten wir uns hier komplett selbst um die Gestaltung des Standes kümmern.

Mit der Erfahrung im Rücken wagten wir uns diesmal vor den Tisch, statt schüchtern dahinter zu sitzen. Mutig habe ich Besucherinnen das Buch mit dem Klappentext in die Hand gedrückt, statt nur freundlich zu lächeln. Dieser Schritt machte einen riesigen Unterschied: Wir kamen direkt mit den Besucherinnen ins Gespräch, und unsere Bücher zogen in neue Regale ein.

Wie habe ich es als Introvertierte geschafft, die Messe zu meistern? Introvertierte schöpfen keine Kraft aus dem Kontakt mit ihren Mitmenschen. Sie brauchen häufiger eine Pause, nehmen in Gruppen eher die Beobachterrolle ein und sind eigentlich ganz zufrieden, wenn sie mit sich sind. Dagegen schöpfen extrovertierte Menschen aus ihre Energie aus Gemeinschaft.

Das als kurze, etwas vereinfachte Zusammenfassung. Bei mir kommt tatsächlich auch noch dazu, dass mir nicht besonders viel an Small Talk liegt und ich diese Kunst – oh Wunder – nicht sonderlich gut beherrsche.

Ich habe mir also überlegt, wie ich möglichst mit gut aufgeladenen Energiereserven in den Messetag starten kann. Was brauche ich, damit es mir gut geht? Nun habe ich das große Glück, dass ich meine Woche zumindest teilweise frei einteilen kann. Ich habe mir auf den Tag vor der Messe also keine Extra-Termine gelegt. Nur das Notwendigste! Ein langer Spaziergang am Morgen, eine kurze Meditation am Nachmittag und abends ein warmes Bad und früh ins Bett. Das Auto habe ich schon am Freitag gepackt, sodass ich am Samstagmorgen das nicht auch noch erledigen musste.

Und dann war da noch die Sache mit dem Smalltalk. Tatsächlich fühlte ich mich auf der 1. Messe ziemlich sprachlos und unbeholfen. Ist das wirklich verwunderlich? Als Autorin habe ich viel Zeit, an meinen Dialogen zu feilen. Witzige Spontanität kann da auch im Laufe von Wochen oder gar Monaten entstehen. Aber spontan? Ich glaube, diese Eigenschaft passt nicht so ganz zu mir.

Ich wollte auf keinen Fall wieder so „dumm“ dastehen und daher habe ich mir ein paar Sätze zurechtgelegt. Gebraucht habe ich sie tatsächlich kaum, aber auch das hat mir Sicherheit gegeben.

Auch wenn wir die Kosten wieder nicht gedeckt haben, fühlte sich diese Messe wie ein persönlicher und finanzieller Erfolg an. Und wir konnten ganz klar eine Entwicklung sehen: Mehr Selbstbewusstsein, mehr Verkäufe und vor allem mehr Freude am direkten Kontakt mit den Leserinnen. Und wieder konnten im direkten Gespräch ganz wunderbare Kontakte geknüpft werden, mit Bloggerinnen und Autorinnen.

Winterlesezauber 2024

Vorbereitungen: Meine Tipps für Schreibende

Wenn du überlegst, dich auf eine Buchmesse zu wagen, hier meine wichtigsten Learnings:

Ausstattung für deinen Stand

  • Tischdecke: Absolut unverzichtbar! Sie sollte vorn bis zum Boden reichen, um Kisten und Kartons zu verstecken und einen sauberen Eindruck zu hinterlassen. Einige Veranstalter verlangen wegen der Brandschutzbestimmungen, dass die Tischdecke mit Flammschutzspray behandelt wird. Danach solltest du die Decke am besten nicht mehr waschen, denn sonst musst du die Prozedur wiederholen. Nach langem Suchen habe ich eine einfache und günstige Lösung gefunden: Bettlaken ohne Gummizug – wie von Oma.
  • Regale oder Kisten: Mit weißen, lackierten Obstkisten kannst du Höhe schaffen und deine Bücher ansprechend präsentieren. Ich habe mir weiß-lackierte Obstkisten in zwei unterschiedlichen Höhen besorgt. Die machen sich auch ohne Messe hübsch im Arbeitszimmer.
  • Roll-Ups: Nicht unbedingt nötig, aber viele haben eins, und ohne fühlt man sich ein wenig „nackt“. Achte darauf, dass dein Roll-Up zeitlos gestaltet ist – bei mir passte der Claim (Slogan) schon nach der zweiten Messe nicht mehr, weil ich mich weiterentwickelt hatte. Ich lasse es jetzt erst mal, aber irgendwann ist ein Austausch fällig.

Werbematerial & Extras

  • Aktionen und Gewinnspiele: Ja, coole Sache. Wir haben nur gemerkt, dass es wirklich schwierig wird, die Teilnahmebedingungen auf einer Messe zu erklären. Auch das Hinweisschild hat offenbar nicht ausgereicht und viele haben offenbar gar nicht mitbekommen, dass es ein Gewinnspiel gab.
  • Postkarten: Schön, aber sie gingen kaum weg. Ich werde keine mehr drucken.
  • Lesezeichen: Immer beliebt und ideal als Beigabe zu einem signierten Buch.
  • Leseproben: Habe ich auf der ersten Messe viele verteilt, aber ich bin unsicher, ob sie gelesen wurden. Vielleicht wechsle ich zu günstigeren Flyern oder lasse sie ganz weg.
  • QR-Codes: Superpraktisch, um schnell Informationen auszutauschen. Diese werde ich in Zukunft verstärkt einsetzen.
  • SumUp: Ein kleines, günstiges Gerät für Kartenzahlung – ein absolutes Must-have! Die Transaktionsgebühren halten sich im Rahmen.
  • Paypal: Auch eine Methode, um bargeldlose Bezahlung zu bieten. Ich nutze es momentan nicht.

Deko & Praktisches

  • Deko: Lichterketten sind toll, besonders für Romance-Stände. Achte darauf, dass deine Bücher im Fokus bleiben und die Dekoration nicht zu viel Platz einnimmt. Batterien nicht vergessen.
  • Transport: Rollwagen, Kisten und Kartons erleichtern dir den Weg vom Auto zur Halle enorm.
  • Powerbank: Handy leer? Dann funktioniert auch die Kartenzahlung nicht. Sorge hier unbedingt vor.
  • Notfallpaket: Snacks, Wasser, Kopfschmerztabletten, Labello und was du sonst so brauchst. Sorge dafür, dass du einen langen Tag auch durchhältst.
  • Kleinkram, aber wichtig: Signierstifte, Tesa, Schere, doppelseitiges Klebeband, Sicherheitsnadeln – sei für alle Eventualitäten gerüstet!

Finanzen

  • Bücheranzahl: Bring nicht zu viele Autorenexemplare mit, wenn du noch am Anfang stehst. Es ist frustrierend, sie wieder mit nach Hause zu nehmen. Von den Kosten mal abgesehen. Mehr als 10 hatte ich von keinem Roman dabei. Von den älteren auch weniger. Zu ungenau? Dann hier mal Klartext: Auf der 1. Buchmesse habe ich 2!!! Bücher verkauft. Auf so einer Messe herrscht ein unglaubliches Angebot. Du konkurrierst mit Farbschnitt und Goldfolie auf dem Cover. Einige Leserinnen fotografieren auch nur die Cover, um sich später das E-Book zu kaufen.
  • Preisauszeichnung: Mach die Preise deiner Bücher sichtbar. Das spart dir und deinen Besucherinnen Zeit und Missverständnisse. Ich hatte auch noch mal eine Preisübersicht hinter dem Stand und nur für mich, wo ich schnell nachsehen konnte.

An meine Leserinnen

Wenn du eine Buchmesse besuchst: Trau dich, die Autorinnen anzusprechen. 🥰

Viele von uns fühlen sich am wohlsten, wenn sie hinter ihrem Schreibtisch sitzen und schreiben. Auf einer Messe auszustellen, ist für viele ein großer Schritt aus ihrer Komfortzone. Umso mehr freuen wir uns, wenn du uns ansprichst, uns Fragen stellst oder uns erzählst, warum dich ein Buch interessiert. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sogar die Thriller-Autor:innen sehr nett und gar nicht gefährlich sind.

Diese Gespräche machen den Tag für uns unvergesslich und natürlich auch für dich. Nutze die Gelegenheit, den Autoren Löcher in den Bauch zu fragen. Gibt es eine wahre Begebenheit hinter der Geschichte? Wie bist du auf die Idee gekommen? Was wird dein nächstes Buch? Zögere nicht – wir sind da, weil wir unsere Leidenschaft mit dir teilen möchten!

Ich freue mich schon auf die nächste Messe. Gemeinsam mit Sophie bin ich am 05.04.2025 auf der LEIGA und hoffe, dich dort zu sehen – als Ausstellerin oder als Besucherin!

Autorin Kassia L. Hill

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