Titelbild Was ist ein Plot?

Was ist ein Plot?

Sicher hast du schon einmal vom Plot gehört. Autoren sprechen gern über den Plot, der sie manchmal zur Verzweiflung bringen kann. Es gibt Plotbunnys und sogar Plotholes, doch was verbirgt sich hinter all diesen mysteriösen oder possierlichen Begriffen? Jedenfalls ist mir keine Autorin bekannt, die von einem Plothole verschluckt wurde, aber wer weiß …

Der Plot ist eine der zentralen Säulen für das Gelingen einer Geschichte. Und auch wenn ich mich in eine Liebesgeschichte vertiefe, geht ohne einen gut durchdachten Plot nichts. Aber was genau ist eine Plot-Outline und wie gehe ich als Autorin vor, um ein funktionierendes Plotgerüst zu entwickeln?

Der Plot – Der Herzschlag einer jeden Geschichte

Der Plot ist letztlich die Struktur, das Gerüst, das unsere Geschichte zusammenhält. Wenn man so will, ist der Plot der „Fahrplan“ der Handlung, der uns durch die verschiedenen Stationen der Geschichte führt. Wenn du so willst, eine Inhaltsangabe. In einem Liebesroman gibt es ein paar typische Elemente, wie die Kennenlerngeschichte, die Entwicklung der Gefühle, Hindernisse, die überwunden werden müssen, und natürlich ein Happy End.

Ich erinnere mich gut an den Moment, als ich mit meinem ersten Liebesroman begonnen habe. Da war dieser Musiker – Caden. Später kam Emma dazu. Ich hatte eine erste Szene im Kopf (die dann gar nicht in die Geschichte kam, weil es sonst kein Happy End gegeben hätte), aber danach? Es ließ sich nicht fassen. Wo sollte ich anfangen? Was braucht es für ein spannendes Ende? Und was sollte in der Mitte passieren? Ich hatte so gar keine Ahnung!

Die Ideenfindung – Figuren, Setting oder Konflikt?

Es gibt keine feste Regel, wie ein Plot entstehen sollte, und ich glaube, das ist nicht nur von Autor zu Autor, sondern auch von Geschichte zu Geschichte unterschiedlich. Manchmal kommen die Ideen ganz chaotisch, als hätte jemand eine Handvoll Puzzleteile auf den Tisch geworfen. Oft sind es die Charaktere, die mir zuerst ins Auge springen. Ich habe ein Bild von einer Figur im Kopf – vielleicht eine Frau, die sich in einer schwierigen Lebenssituation befindet oder ein Mann, der an sich selbst zweifelt. Die Fragen, die ich mir dann stelle, sind immer die gleichen: Was brauchen diese beiden, um zusammenzukommen? Was hindert sie daran, sich zu lieben? Welche Geheimnisse tragen sie mit sich?

Aber genauso oft passiert es auch, dass das Setting meine Inspiration liefert. So war es bei „Cupcakes und bittersüße Kaffeeküsse„. Ich wollte unbedingt über ein verlassenes Haus schreiben. Sobald der Ort steht, braucht es natürlich noch Figuren, die sich in dieser Welt bewegen.

Der Anfang und das Ende

Wenn ich mit dem Plot eines neuen Romans starte, ist der Anfang immer klar. Ich weiß genau, wie ich meine Protagonisten in die Geschichte einführe. Es gibt keine große Überraschung dabei, es ist einfach der Funke, der die ganze Geschichte ins Rollen bringt.

Auch das Ende ist für mich immer klar. Ich weiß, dass meine Protagonisten ein Happy End erleben werden – es gehört einfach dazu, wenn man einen Liebesroman schreibt. Aber der Mittelteil – ach, der Mittelteil ist oft das Schwierigste und daran bin ich mit Band 3 für die Black Forest Love Reihe tatsächlich gescheitert!

Die Mitte – Wo es hakelig wird

Die Mitte eines Romans ist für mich immer der schwierigste Teil des Schreibprozesses. Nachdem die Figuren sich kennengelernt haben und die ersten Funken sprühen, müssen sie Hindernisse überwinden, die sie immer wieder auseinander treiben. Sie sollen sich verlieben, ja, aber sie müssen auch Konflikte durchleben, die sie an sich selbst und an ihrer Beziehung zweifeln lassen.

Auf diesen Seiten führe ich meine Figuren durch Herausforderungen – sie müssen sich beweisen, ihre Ängste überwinden und zeigen, dass sie wirklich füreinander bestimmt sind. Und dann – endliche – der erste Kuss. Unser Paar schwebt auf rosafarbenen Wolken und alles könnte so schön sein, wären da nicht noch die ungelesenen Seiten, die darauf hindeuten, dass das Ende doch noch nicht da ist …

Es gibt verschiedene Erzähltheorien und Plotmethoden, mit denen viele Autoren arbeiten und anhand dieser ihre Geschichten formen. Welche das sind, führt hier zu weit. Aber es sind ganz klassische Erzählmuster, die wir gewohnt sind. Klingt nach einem Strickmuster? Ist es auch irgendwie, aber wenn der Pullover am Ende nicht schief, der Bund zu kurz und die Ärmel zu lang sein sollen, dann ist so eine Anleitung gar nicht verkehrt.

Schon vor Jahrtausenden wurden Geschichten auf diese Weise am Feuer weitergegeben. Instinktiv wissen wir, was eine gute Geschichte ausmacht. Ich nutze verschiedene Modelle, je nach Geschichte und je nachdem, wie ich mich in ihr zurechtfinde.

Es gibt auch Autoren, die schreiben einfach drauflos. Trotzdem haben sie Erzählmuster im Kopf und bedienen sich dieser, sie schreiben die Handlung nur vorher nicht auf und überprüfen dann im besten Fall nach dem Schreiben, ob das Ergebnis stimmig ist.

Die Plot-Outline als Hilfsmittel

Das ist also der Plot und ich schreibe ihn als Outline vor dem eigentlichen Schreiben auf. Bevor ich also den ersten Satz geschrieben habe, gibt es einige Seiten Papier, Karteikarten und Kritzeleien. Ich sortiere die ersten Ideen und oft passieren diese ersten Schritte ganz klassisch mit Stift und Papier. Vieles wird probiert, verworfen, weiter ausgebaut.

Für mich ist die Outline ein bisschen wie ein Fahrplan, der mich sicher von Anfang bis Ende führt. Ich habe alle wichtigen Wendepunkte festgelegt: die Einführung der Figuren, die ersten Begegnungen, die Höhepunkte der Konflikte und das große Wiedersehen. Der Outline gibt mir Struktur. Ich kann mich immer noch in den Details verlieren, aber ich weiß, dass ich die wichtigsten Elemente bereits abgesteckt habe.

So ein Plot kann bei mir, je nach Geschichte, 10 bis 20 Seiten umfassen. Es kommt ein wenig darauf an, wie komplex die Geschichte ist, wie viele Nebenfiguren und Orte eine Rolle spielen. Als Beispiel mal die Skizze eines Plots für Schneewittchen:

  1. Einführung: Schneewittchen ist eine schöne Prinzessin, die von ihrer bösen Stiefmutter, der Königin, aus Eifersucht gehasst wird. Die Königin befiehlt, sie zu töten, doch der Jäger verschont sie.
  2. Hindernis/Entwicklung: Schneewittchen findet Zuflucht bei sieben Zwergen im Wald. Doch die Königin entdeckt, dass Schneewittchen noch lebt, und versucht es immer wieder, sie zu töten (mit dem vergifteten Apfel).
  3. Höhepunkt/Trennung: Schneewittchen fällt in einen tiefen Schlaf, als sie den vergifteten Apfel isst, und wird von einem Prinzen gefunden.
  4. Auflösung/Happy End: Der Prinz küsst Schneewittchen, sie erwacht, und die böse Königin erhält ihre Strafe. Schneewittchen und der Prinz leben glücklich zusammen.

Aber ganz ehrlich, Schneewittchen tut rein gar nichts für ihre Rettung. Ob sie den Prinzen überhaupt mochte? Aber gut, es ist ein Märchen. Ich würde die Geschichte anders erzählen. Vielleicht tue ich das ja irgendwann.

Huch! Ich glaube, das war gerade ein Plotbunny! 🐇

Von Plotholes und Plotbunnies

Und was sind nun diese Plotholes und Plotbunnies, von denen ich gesprochen hatte? Nun, Plotholes sind Lücken oder Unstimmigkeiten im Plot einer Geschichte, die den Lesern oder der Autorin auffallen und die Handlung unlogisch oder unglaubwürdig erscheinen lassen. Zum Beispiel könnte ein Charakter plötzlich eine Fähigkeit haben, die vorher nicht eingeführt wurde, oder eine Situation könnte sich auflösen, ohne dass die notwendigen Erklärungen gegeben wurden.

Plotbunnys hingegen sind plötzlich auftauchende Ideen oder Szenen, die Schreibenden plötzlich einfallen. Sie sind oft so verlockend und kreativ, dass sie einen dazu verleiten, eine andere, neue Geschichte zu schreiben, obwohl die alte noch nicht beendet ist. Neue Ideen scheinen immer viel attraktiver, klüger und kreativer zu sein. Sie sind wie ein springendes Häschen, dem Schreibende nur zu gerne nachjagen.

Ich hoffe, dass dieser kleine Einblick weitergeholfen hat. Jetzt weißt du jedenfalls, wovon Schreibende sprechen, wenn sie über ihre Plotprobleme sprechen.

Autorin Kassia L. Hill

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