Beitragsbild Fehler und Perfektionismus

Fehler als Chance: Perfektionismus überwinden und mit deinen Hoppalas wachsen

Es gibt Menschen, die kommen mit einem riesigen Ego auf die Welt. Peinliche Fehler und Kritik perlt scheinbar an ihnen ab. Da gibt es aber auch Personen, die sich so etwas zu Herzen nehmen, deren Selbstbewusstsein leidet und die dann versuchen. Die Folge ist nicht selten, dass man in die Perfektionismusfalle stolpert. Oder man traut sich gar nicht mehr, versteckt sich lieber, statt sich auf den Weg zu begeben und sich auszuprobieren. Klingt verbissen? Ist es auch. Die Leichtigkeit geht verloren. Dabei sind Fehler keine Katastrophen, sondern Teil eines natürlichen Wachstumsprozesses. Jeder Fehler, den wir machen, ist eine Gelegenheit zu lernen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Erst wenn wir uns von der Angst vor Fehlern befreien, können wir ganz bei uns selbst sein und die Dinge tun, die wir ganz tief in uns spüren.

Ein persönlicher Rückblick auf meine Schulzeit: die Angst vor Fehlern


„Das geht aber besser. Bei der nächsten Arbeit solltest du dich besser vorbereiten …“ Diese Worte von Frau Neumann hallen noch immer in meinem Kopf nach. Ihre Tadel waren wie eine Gewitterwolke, die mich erdrückte, und meine Angst, Fehler zu machen, wuchs mit jeder Woche. Wer kennt dieses Gefühl nicht? Die schmerzhafte Angst, sich zu blamieren, nicht gut genug zu sein.

In den 80ern war es in meiner Schulzeit noch ganz üblich, dass Fehler vor der ganzen Klasse thematisiert wurden. Klassenarbeiten, kleine Vergehen auf dem Pausenhof oder die Zeugnisse. Es war furchtbar! Wahrscheinlich interessierte sich keiner meiner Mitschüler für meine Zeugnisnoten, weil alle mit ihren eigenen Gedanken und Befürchtungen beschäftigt waren. Trotzdem war das Gefühl, völlig entblößt vor der gesamten Klasse getadelt zu werden, äußerst einprägsam. Diese pädagogische Praxis hatte leider auch Einfluss auf mein späteres Leben. Auch heute kann ich mich noch an diese Momente erinnern, in denen ich mich klein fühlte und am liebsten unsichtbar gewesen wäre.

Die Folgen von Perfektionismus – Warum Fehler so lange „schrecklich“ waren


In meiner frühen Erwachsenenzeit habe ich einen enormen Druck auf mich selbst ausgeübt, immer perfekt sein zu müssen. Jeder Fehler schien ein persönliches Versagen zu sein. Diese innere Stimme, die mich immer wieder ermahnte, besser zu sein, führte zu einem enormen Stress, der nicht nur meine Kreativität, sondern auch mein Leben lähmte. Ich wollte so gern neue Dinge ausprobieren, traute mich aber nicht. Könnte ja schiefgehen, blöd aussehen oder ich könnte mich blamieren. Also ließ ich es gleich bleiben.

Der Drang, immer perfekt sein zu wollen, ist mit tief sitzenden Ängsten und Unsicherheiten verbunden. Wir glauben, dass Fehler uns „schlecht“ machen und wir durch unser Versagen die Kontrolle verlieren. Doch das ist so unglaublich schade, denn Perfektionismus führt eher zu Stillstand, statt zu Wachstum. Wir vermeiden Risiken, um Fehler zu vermeiden, und verpassen dabei Chancen, uns weiterzuentwickeln.

Im Laufe der Zeit habe ich verstanden, dass Fehler unvermeidlich sind. Sie gehören zum Lernprozess und zum Wachsen dazu. Was mir half, meine Angst vor Fehlern abzulegen, war die Erkenntnis, dass Perfektionismus eine Illusion ist. Perfekt sein zu wollen, bedeutet, in einem Zustand des Stillstands zu verharren.

Warum Fehler uns voranbringen

Es gibt da eine Theorie von Carol Dweck. Die Growth Mindset-Theorie unterscheidet zwischen einer Fixed Mindset (Talente und Fähigkeiten sind angeboren) und einer Growth Mindset (wachstumsorientiertes Denken). Menschen mit einer wachstumsorientierten Denkweise sehen Fehler nicht als Rückschläge, sondern als wertvolle Informationen, die ihnen helfen, sich weiterzuentwickeln. Sie glauben, dass Fähigkeiten durch Übung und Anstrengung verbessert werden können, anstatt sich auf angeborenes Talent zu verlassen.

Daher ist eine der besten Strategien, mit Fehlern umzugehen, sich regelmäßig die Frage zu stellen: „Was kann ich aus diesem Fehler lernen?“

6 Tipps um die Angst vor Fehlern zu überwinden

1. Frage dich: Was kann im schlimmsten Fall passieren?


Der Gedanke an das Schlimmste hilft mir, die lähmende Angst vor Fehlern zu mildern. Als ich meinen ersten Roman Emma & Caden veröffentlichen wollte, habe ich mich gefragt, was im schlimmsten Fall passieren könnte. Ein Verriss? Blamage im Internet? Ist mein Traum das Risiko wert? Kann ich ein mögliches negatives Szenario irgendwie abmildern? Auch das ist einer der Gründe, warum ich mich für ein Pseudonym entschieden habe.

Ist das Schlimmste irgendwann eingetreten? Nein! Ganz egal, was ich mich getraut habe, ob ich vor Menschen sprechen musste, ein schwieriges Gespräch führen oder ein Buch veröffentlicht habe – nie sind diese fürchterlichen Dinge eingetreten, die ich mir vorher ausgemalt habe. Wenn ich darüber nachdenke, wurde ich immer positiv überrascht.

2. Statt „Ich kann das nicht“ – sage „Ich kann das NOCH nicht“

Wer Kinder bei ihren Lernprozessen begleitet, kennt den genervten Ausspruch: „Ich kann das nicht!“ Ich kenne das auch von mir. „Ich kann kein Buch schreiben.“ „Ich kann keine Webseite bauen.“ „Ich kann kein …“ Du verstehst das Problem.

In dem Moment limitieren wir uns aber selbst, machen uns eng. Besser ist: „Ich kann das NOCH nicht“.

Das fühlt sich schon ganz anders an. Es öffnet Räume für Wachstum. Ich kann es noch nicht, aber ich kann es lernen, wenn ich das möchte. Es mag nicht bequem sein, aber es ist möglich.

3. Behandle dich wie deine beste Freundin

Kennen wir nicht alle diese Momente, in denen wir uns selbst sehr kritisch und hart gegenüber sind? Ich bin einfach zu blöd! Alle anderen können das viel besser. Warum sollte ausgerechnet ich …
Klingt nicht sonderlich freundlich, oder? Würde ich mit meiner Freundin so sprechen? Sicherlich nicht. Ich würde sie in den Arm nehmen, Verständnis für ihre Situation zeigen und vielleicht nachfragen, was sie denn brauchen würde, damit es ihr besser geht. Sie besser mit der Situation umgehen kann. Warum rede ich dann so mit mir?

Wenn ich merke, dass ich mich selbst negativ kritisiere und runtermache, versuche ich mir inzwischen die gleiche Freundlichkeit entgegenzubringen, die ich meiner Freundin bieten würde.

4. Akzeptanz von Fehlern als Teil des Lernprozesses

Fehler sind nicht das Ende, sondern ein wichtiger Teil des Lernens und der Weiterentwicklung. Wenn wir Fehler als Gelegenheit zum Wachstum sehen, verlieren sie ihre bedrohliche Macht. Klar, es gibt Ausnahmen. Als Pilot oder Chirurg haben Fehler schwere Folgen. Aber bei den meisten wird es so sein, dass bei einem Fehler nicht wirklich etwas Schlimmes passiert. Meistens kann man sie auch später noch korrigieren.

5. Das „Pareto-Prinzip“ oder die 80/20-Regel

Okay, das hier ist für Fortgeschrittene, denn als ich das erste Mal vom Pareto-Prinzip gehört habe, fand ich es unvorstellbar. Du musst bereits angenommen haben, dass Fehler menschlich sind und Perfektion ein Wunschtraum ist. Jetzt aber zur Regel. Oft sind 80 % eines Ergebnisses bereits ausreichend gut. Perfektionismus ist der Drang, diese letzten 20 % zu erreichen, die nicht nur unverhältnismäßig viel Zeit und Energie kosten, sondern oft nicht mal den gewünschten Effekt haben. Ist es das wert?

6. Realistische Erwartungen setzen

Setze dir realistische und erreichbare Ziele, anstatt unrealistische Erwartungen zu haben. Im Life Coaching wird oft betont, dass Ziele SMART (spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und zeitgebunden) sein sollten. Unrealistische Ziele führen nur zu Frustration und dem Gefühl zu versagen. Wenn du Ziele setzt, die tatsächlich machbar sind, reduzierst du den Druck und kannst Fehler als Teil des Prozesses akzeptieren.

Ich liebe es, ganz kleinschrittig zu arbeiten und meine Ziele schriftlich festzuhalten. Im Bonusbereich findest du eine Vorlage, mit der du deine Ziele für alle deine Lebensbereiche nicht nur festhalten, sondern auch auswerten und Schlussfolgerungen für dich ableiten kannst.

Mein Weg: Die Geschichte von „Snowflakes and Chocolate Kisses in New York“

Ohne diese Erkenntnisse hätte ich es nie gewagt, im Dezember meine Adventskalendergeschichte zu veröffentlichen. „Snowflakes and Chocolate Kisses in New York“ war eine spontane Idee, für die ich viel zu wenig Zeit hatte. Sie sollte exklusiv für meine Empfängerinnen der Schwarzwaldpost sein und jeden Tag im Dezember mit einem neuen Kapitel überraschen. Als ich sie im exklusiven Mitgliederbereich hochlud, war sie nicht perfekt. Es gab Kapitel, das wusste ich, die umfangreicher sein mussten. Gleichzeitig sollte der Umfang der Geschichte überschaubar bleiben. Ich habe die Geschichte also trotzdem geteilt und so einen Einblick in meine Schreibarbeit gegeben, den so nur meine Lektorin kennt. Und trotz der Fehler bekam ich unglaublich wertschätzende Rückmeldungen. Und ich bin so dankbar dafür.

Wie geht es mit „Snowflakes and Chocolate Kisses in New York“ weiter? Ich schreibe daran, ergänze einzelne Szenen und Kapitel und werde den Roman im Oktober 2025 veröffentlichen. Darauf freue ich mich sehr und ich wünsche mir viele neue und begeisterte Leserinnen, die mit mir zu neuen Ufern aufbrechen. Mein erster Roman, der nicht im Schwarzwald spielt.

Du musst also nicht perfekt sein. Du darfst wachsen, lernen und Fehler machen. Und das ist in Ordnung – sogar wunderbar!

Herzlichst

Autorin Kassia L. Hill

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